Eine Reise – nicht nur in die Vergangenheit

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
meta Avatar

Von

Die Autorin Hildegard E. Keller nimmt ihre Leser*innen gemeinsam mit Hannah Arendt auf eine Reise von Amerika in die Schweiz. Es ist nicht die erste Erholungsreise der Philosophin in die Schweiz. Sie sinniert über einen Traum, den sie hatte, von einem Glaskasten. Sie denkt an den Eichmann-Prozess in Jerusalem, bei dem sie anwesend war, anwesend sein wollte. Sie hatte sich extra bei dem Magazin New Yorker angedient, um über den Prozess gegen Adolf Eichmann berichten zu können.
Wer schon jemals Bilder von diesem Prozess gesehen hat, weiß, dass Eichmann in einer Art Glaskasten saß und dass dies Bild offensichtlich Arendts Traum besetzt.
Arendt denkt an ihre Zeit im Pariser Exil, an die Stadt, in der sie gern gelebt und geliebt hat. Vor ihrem inneren Auge und in ihren Gedanken zieht die geistige Elite jener Zeit vorüber: zum Beispiel Walter Benjamin, mit dem sie befreundet war, oder Karl Jaspers, bei dem sie studiert hatte.
Im zweiten Kapitel werden wir in das Jahr 1941 nach New York versetzt. Ihre Flucht war gelungen. Was aber soll sie jetzt hier tun. Sie übt sich im Gedichteschreiben. Sie übt Rhythmus und Reim.
Das Buch trägt den Titel „Was Wir Scheinen“ und steht gespiegelt auf dem Cover. Das erinnert mich zum einen an Wasser, an den großen Teich, den Hannah Arendt überwunden hat, aber auch für die Metapher „Spiegel“, für das Dahinterschauenwollen, unter die Oberfläche dringen.
Ich finde in diesem Zusammenhang die Covergestaltung sehr gelungen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich bin nach der Leseprobe total neugierig geworden und möchte das Buch sehr gerne lesen!