Begegnung mit Hannah Arendt

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Kurz vor ihrem Tod reist Hannah Arendt von New York ins Tessin nach Tegna, wo sie noch einmal Urlaub machen möchte. Dort schweifen ihre Gedanken zurück zu wichtigen Stationen in ihrem Leben, ihrer Flucht aus Deutschland, ihrem neuen Leben in den USA, ihrem zweiten Ehemann Heinrich und ihrer Berichterstattung zum Eichmann-Prozess in Jerusalem. Dabei haben sich ihre Wege mit vielen Schriftstellern, Philosophen und Intellektuellen gekreuzt, doch nicht immer ist sie mit allen in Freundschaft auseinander gegangen.

Hildegard Keller schafft es in ihrem Buch "Was wir scheinen" ein Bild von Hannah Arendt zu zeichnen, das über blosse Fakten hinaus geht. Beginnend im Tessin springen Hannah Arendts Gedanken immer wieder zurück zu Begegnungen und Erlebnissen, eine Vielzahl von Episoden unterschiedlicher Art werden dem Leser so aus ihrer Sicht vermittelt. Hier nimmt ihre Teilnahme als Journalistin für den New Yorker am Eichmann-Prozess in Jerusalem eine wichtige Rolle ein. Aber auch ihr Aufenthalt in Tegna und die Begegnungen mit dem Hotelpersonal, Kellnern und Wirten zeigt eine zutiefst menschliche Seite der faszinierenden Persönlichkeit.

Ein Buch, das zugleich ein bisschen Biografie, Geschichtsbuch und Gedichtband darstellt, anspruchsvoll geschrieben und dabei trotzdem gut unterhaltend. Es ist allerdings durchaus von Vorteil, wenn man sich mit der Figur von Hannah Arendt schon ein bisschen auseinander gesetzt hat.