Das Leben der Hannah Arendt

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dany_87 Avatar

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Bei dem Buch "Was wir scheinen" von Hildegard E. Keller handelt es sich um ein Hardcover, welches im Eichborn-Verlag erschienen ist und 576 Seiten umfasst.
Neben dem Cover hat mir besondes gut auch der türkise Einband und der Farbverlauf im Inlet, sowie das passende Lesebändchen gefallen.

Bei dem Buch handelt es sich um einen Roman, der dem Leser das Leben der Hannah Arendt näher bringen will. Wir begleiten diese besondere Frau auf ihrer letzten Urlaubsreise 1975 in die Schweiz. Durch Erinnerungen springen wir durch die Zeit und reisen mit Hannah Arendt zurück nach Berlin, Paris, Amerika und Jerusalem. Wir lernen ihre Freunde und ihre große Liebe kennen. Erfahren, wie sie im 2. Weltkrieg aus Deutschland geflohen ist, nach Amerika emigrierte und Jahre später zurückkam. Welche Begegnungen ihr im Gedächtnis geblieben sind, kleine Anekdoten, prägende Erlebnisse. Immer wieder fließen Briefauszüge und Gedichtzeilen mit ein und unterstreichen so die Gedankenwelt der Protagonistin.

Als Leser bekommt man das Gefühl, dass es sich um ein autobiografisches Werk handelt, da es der Autorin gelingt eine authentische Geschichte zu schreiben, die tief in die Gefühlswelt der Protagonistin eintaucht. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass wir manche Dinge gar nicht wissen können und es vielleicht auch nur eine Interpretationssache ist.

Die vielen Zeitsprünge in den Kapiteln haben meine volle Aufmerksamnkeit gefordert, weil man immer wieder neu einordnen musste, in welchem Lebensabschnitt von Hannah Arendt wir uns gerade befinden. Auch die vielen Nebenfiguren waren mir teilweise zu viel, gerade weil sie nur mit Vornamen benannt wurden und man dann erst durch Anspielungen verstand, um wen es sich hier gerade handelt. Daher kam ich insgesamt nicht allzu schnell voran, was aber überhaupt nicht schlimm ist, denn wir tauchen hier in ein wirklich bemerkenswertes Leben ein und ich habe jede Seite, jede Erinnerung sehr genossen. Besonders die kleinen, zufälligen Begegnungen habe ich als bereichernd empfunden, weil man das Gefühl hatte, hier hat man sich wirklich Zeit für das Leben der Hannah Arendt genommen. Wir sehen, was ihr wichtig war, was sie bewegt und sie motiviert hat.

Insgesamt ein wirklich beeindruckendes Buch, ich habe so viel über das Leben dieser berühmten Publizistin erfahren und möchte nun noch mehr von ihren Werken lesen. Ich kann das Buch jedem ans Herz legen, der sich für Biografien, den zweiten Weltkrieg und die Sicht jüdischer Überlebenden interessiert.