Eine Begegnung mit Hannah Arendt und ihrem Leben

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„Was wir scheinen“ ist eine durchdachte und liebevolle Aufbereitung von Hannah Arendts Leben in fiktionaler Form. Dadurch begegnet die Leser*in dieser großen Denkerin auf einer sehr persönlichen Ebene, was durch ein nur faktenbasiertes Porträt nicht in dieser Form möglich wäre.

In diesem Roman wird über das Leben der Denkerin, Philosophin und Journalistin Hannah Arendt erzählt. Die gesamte Geschichte ist eingebettet in einem Urlaub Hannahs im Tessiner Dorf Tenga im Sommer 1975. Während dieser Reise erinnert sie sich an wichtige Stationen und Menschen in ihrem Leben; die Flucht aus Deutschland und das Leben in Amerika, die Erinnerungen an ihren zweiten Mann Heinrich, der bereits 1975 verstorben ist, sowie viele andere alte Freunde.

In Hannahs Erinnerungen kommen viele von ihnen dennoch zu Wort, in Form von Gesprächen oder Briefwechsel. Das Wiedersehen mit ihrem großväterlichen Freund Kurt ist verknüpft mit einem Rückblick auf den Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem 1961. Und wie Hannah Arendts Berichterstattung zu diesem Gerichtsverfahren ihr zu weltweiter Bekanntheit aber auch Anfeindung verhalf.

Es sind aber nicht nur Begegnungen in Rückblenden, in denen große Themen, wie Schuld, Liebe und Gehorsam angesprochen werden. Auch Begegnungen in der Gegenwart mit den Angestellten des Hotels oder einem philosophisch interessierten Kardiologen in Schottland wird Raum eingeräumt, um die Hannah Arendt dieses Romans kennenzulernen.
Hannah Arendts Leben ist geprägt von ihrer Flucht aus Deutschland und dem Neustart in Amerika, gemeinsam mit ihren ersten literarischen Gehversuchen auf Englisch. Ein zentrales Thema, das untrennbar mit der Flucht verbunden ist, sind Freundschaften. Menschen, die Hannah in ihrem Leben begleitet haben oder auch nur ein Stück, wie neue dazukommen und andere verlorengehen. So heißt es im Roman: „Wer flieht, nimmt keine Möglichkeit mit, nur Freunde, bei denen man Schutz und Geborgenheit findet, als wären sie Tisch und Bett.“