Hannah Arendt

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Mit "Was wir scheinen" nimmt Hildegard E. Keller den Leser mit auf eine Reisen in die Vergangenheit von Hannah Arendt. Arendt selbst ist wohl den meisten ein Begriff, doch vieles war zumindest mir auch nur vage bekannt. Keller schickt die jüdische Theoretikerin, Philosphin und Journalistin hier 1975 in einen letzten Urlaub in das Tessiner Dorf Tegna. Dabei komme ihr allerhand Erinnerungen an ein bewegtes Leben, v.a. auch an den Eichmann-Prozess 1961 und ihr anschließendes Buch, aber auch an Freunde und Verwandte.

Keller wirft hier mit Informationen zu Hannah Arendt nur so um sich, doch ohne Vorwissen waren v.a. Hannahs Bekannte, die sie (logischerweise) nur mit dem Vornamen anspricht, für mich v.a. am Anfang nur schwer zuordenbar. Diese Informationsflut schildert Keller allerdings mit einer solch tollen und einnehmenden Sprache, dass ich "Was wir scheinen" wirklich gerne gelesen habe. Sprachlich sind diese fast 600 Seiten ein Genuss! Dennoch braucht man Ruhe und Geduld um dieses Buch in seiner Gesamtheit zu erfassen und keine der Informationen zu verpassen.

Nicht alles was sie schildert, ist wirklich so passiert, "Was wir scheinen" bleibt am Ende 'nur' ein Roman, der von einer fiktiven Geschichte erzählt. Diese fiktive Geschichte basiert jedoch auf wahren Begebenheiten und Dokumenten, eingebaut in Dialoge und Briefe, die Hannah Arendt hier führt.

"Was wir scheinen" hat mich sehr begeistert, berührt auch wenn ich mich manchmal von der Fülle an Informationen erschlagen gefühlt habe. Ich habe nun nicht unbedingt das Gefühl, schlauer zu sein als vorher und doch habe ich ein interessantes Portrait einer sehr interessanten Frau erhalten. Es ist ein anspruchsvoller Roman, an der Grenze zur Biografie, aber auch ein sehr lesenswerter und sprachlich herausragender.