Hannah Arendt in Tegna

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In Hildegard Kellers Roman kommen wir der älteren Hannah Arendt sehr nahe. In ihrem letzten Sommer 1975 weilt sie noch einmal im Tessin. Hier, wo sie jedes Jahr mit ihrem 1970 verstorbenen Mann Heinrich Blücher die Ferien verbrachte, kommen Erinnerungen auf. Unzählige bekannte Geistesgrößen, mit denen Hannah Arendt in Verbindung stand, ziehen vorbei. Das ist gerade zu Beginn ein regelrechtes Who is who und leider ein wenig anstrengend. Auch rückt Hildegard Keller der großen Publizistin bisweilen zu nahe. Ein Problem, das ich mit vielen Romanbiografien habe. Andererseits wird Keller dankenswerter Weise nie indiskret und mit fortschreitender Lektüre gelingt auch die Balance zwischen Nähe (durch die personale Perspektive) und Distanz ganz ausgezeichnet. Am Ende habe ich mich wirklich schweren Herzens von Arendt und Buch getrennt. Besonderes Gewicht wird auf den Prozess gegen Adolf Eichmann und Arendts "Banalität des Bösen" gelegt, das für sie durch die entfachte Kontroverse so manchen persönlichen Verlust bedeutete.