Was wir sind und was wir scheinen

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noelli Avatar

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Sehr gefreut habe ich mich auf den Debütroman von Hildegard E. Keller, die ich bereits aus dem Schweizer Fernsehen kenne, da sie dort häufig zu Gast im Literaturclub war. Hildegard E. Keller ist mir besonders durch ihre scharfsinnigen Gedanken, die sie dort geäußert hat, aufgefallen und ich fand sie äußerst sympathisch. Umso mehr habe ich ihrem Roman „Was wir scheinen“ entgegengefiebert, der sich mit dem Leben und den Gedanken der Hannah Arendt beschäftigt.

Der Name Hannah Arendt war mir auf jeden Fall ein Begriff, doch so ganz genau konnte ich diese Frau nicht historisch einordnen. Das hat sich jetzt absolut geändert. Hildegard E. Kellers Roman ist äußerst informativ, manchmal fühlte ich mich nahezu erschlagen von der Fülle an historischen Fakten, Begebenheiten und Informationen. Bei „Was wir scheinen“ handelt es sich definitiv nicht um eine einfache, schnell wegzulesende Lektüre. Man sollte sich Zeit dafür nehmen und sich auch darauf einstellen, dass der Roman durchaus anspruchsvoll ist. Er verwebt historische Fakten aus dem Leben der Hannah Arendt mit Fiktion, was ich sehr gelungen fand. Wir erhalten Einblicke in Hannah Arendts Gedanken, Gefühle, Eindrücke, kurzum: Wir erhalten spannende Eindrücke in das Innenleben einer interessanten und intelligenten Frau. Wer es nicht mag, Geschichten mit vielen Zeitsprüngen zu lesen, ist hier vermutlich fehl am Platz. Dadurch, dass wir eben hauptsächlich Gedanken und Erinnerungen folgen, springt die Geschichte zeitlich sehr oft hin und her. So, wie eben auch die Gedanken und Erinnerungen im echten Leben umherspringen.

Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es mitunter langatmige und anspruchsvolle Passagen hatte, durch die ich mich etwas durchkämpfen musste. Nichtsdestotrotz ist dieser Roman empfehlenswert für alle, die sich für Hannah Arendt interessieren, mehr über das Leben dieser beeindruckenden Frau erfahren wollen und dabei keine Angst vor einer anspruchsvollen Lektüre haben.