Wir sind erzählen und zuhören

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"Hannah Arendt und die Freundschaft mit der Welt. Der Roman einer großen Lebensreise von Königsberg über Berlin, Paris nach New York, nach Jerusalem, Zürich, Basel und Rom und auch immer wieder ins sommerliche Tessin.
'Was wir scheinen' ist eine Reise, die Hannah Arendt aus dem Schatten der bekannten Fakten treten und lebendig werden lässt, in ihrem Unabhängigkeitsdrang, mit Scharfsinn und Witz sowie ihren zarten Saiten, auf denen sie meist nur für sich selbst spielte."

Hannah Arendts Denken, ihre Sicht auf die Welt, ihr Mut und ihr Einfühlungsvermögen in das Denken faszinierten mich schon immer.
Von Martin Heidegger hat sie gelernt, dass der Denkende ganz tief in die Dinge eingeht, mittendrin ist und nicht über ihnen steht.
Den Studenten sagt sie:
"Erstens habe ich nicht die Wahrheit für jedermann, und zweitens kann ich die Wahrheit meines Gegenübers nur in Erfahrung bringen, wenn ich frage und zu verstehen versuche, wie die Welt sich ihm offenbart." (S.475)
Die Autorin Hildegard E. Keller sagt in einem Gespräch:
"In 'Was wir scheinen' sind wir bei und mit ihr. Sie gewinnt persönliche und private Facetten, die im Schatten der öffentlichen Persona liegen, und wird auch durch die Verbindung von Erlebtem und Gedachtem ein 'ganzerer' Mensch, so hoffe ich jedenfalls. Wenn das gelingt, habe ich als Schriftstellerin und Forscherin das Beste erreicht."
Zutiefst beeindruckt kann ich der Autorin antworten, dass ihr dies gelungen ist. Ich fühle mich der Hannah Arendt näher als je zuvor. Mit jeder Seite flog meine stetig steigende freundschaftliche Zuneigung durch meinen Körper, der mit fühlendem Gespür Hannah auf ihren Reisen begleitete. Die bewegendste Gemeinsamkeit mit ihr erfuhr ich auf S. 427 in New York:
"Sie setzte die Brille wieder auf und warf sich ins Wasser. Schwimmen beruhigte sie mehr als alles andere. Wasser gab ihr immer ein Heimatgefühl."

Ein sprachgewaltig denkendes Meisterwerk und dadurch mittendrin in der aufwühlenden Schönheit unserer Welt.