Urangst

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wolfgangb Avatar

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Wulf Dorn, Arno Strobel, Vincent Kliesch ... der Club der dringend lesenswerten deutschen Psychothrillerautoren um seinen Präsidenten Sebastian Fitzek ist in den letzten Jahren immer weiter angewachsen. Und Andreas Winkelmann agiert dabei in der Funktion des Vizepräsidenten.

Setzt man im Thriller- und Krimifach gerne auf bereits eingeführte Protagonisten, um die Wiederholungstäter unter den Lesern zu belohnen, den Wiedererkennungswert zu steigern, beweist Winkelmann hier Selbstbewußtsein: In "Wassermanns Zorn" läßt er ganz bewußt nicht mehr die in den Vorgängerbänden "Tief im Wald" und "Bleicher Tod" eingeführte Kommissarin Nele Karminter ermitteln, sondern setzt auf ein neues Gespann.

Tollpatschig, nervös, zutiefst menschlich, so lernt der Leser die Polizeianwärterin Manuela Sperling kennen. Traumatisiert, vom Leben gezeichnet, das ist Eric Stifler. Daß dieser seine (Wasser-)Leichen im Keller verbirgt, setzt die Geschichte unter eine Grundspannung, und das Versprechen, diese ins Unerträgliche zu steigern, gibt Andreas Winkelmann zwischen den Zeilen.

Imerhin geht es um Verdrängtes, um Urängste, um das Ertrinken, das so eindringlich und beklemmend geschildert wird, daß man sich während des Lesens dabei ertappt, ein paar Mal tief Luft zu holen. Seiner Vergangenheit kann man nicht entrinnen, sie wird immer wieder an die Oberfläche gespült. Und hier bricht mit elementarer Gewalt der Zorn des Wassermanns alle Dämme.