Rätselhaft

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
noiram Avatar

Von

Dieser erste Eindruck von "We Burn Daylight" ist wirklich packend und ein bisschen rätselhaft. Man taucht direkt in eine sehr persönliche Geschichte ein, die in der Vergangenheit liegt, genauer gesagt im Januar 1993, aus der Sicht eines Vierzehnjährigen namens Roy. Das finde ich schon mal spannend, weil man merkt, dass etwas Großes passiert ist ("bevor meine Familie zerbrach, und vor dem Brand im März, bevor alle Welt uns ins Rampenlicht setzte"). Das macht neugierig, was da genau los war.
Die Art, wie Roy erzählt, wie er Schlösser aufbricht und wie er sich dabei vorstellt, seinen Bruder Mason zu retten, das gibt der Geschichte gleich so eine besondere, fast melancholische Tiefe. Man spürt, dass er seinen Bruder vermisst und sich Sorgen macht, auch wenn die Familie darüber nicht spricht. Die Beschreibungen des Familienlebens am Esstisch, wo alle ihre Probleme für sich behalten, aber man trotzdem merkt, dass Sorgen da sind, das finde ich sehr gut gemacht. Es ist eine subtile Art, die Atmosphäre zu vermitteln.
Dann kommt noch dieser Podcast-Ausschnitt dazu, der dreißig Jahre später, im Juli 2024, spielt und von einem ehemaligen Sheriff handelt, der über die Ereignisse von 1993 spricht. Das ist ein cleverer Kniff, weil es die ganze Sache noch mysteriöser macht und man sich fragt, was da damals in Waco, Texas, wirklich geschehen ist. Der Sheriff klingt auch sehr nachdenklich und lässt viele Dinge unausgesprochen, was die Spannung weiter erhöht. Insgesamt hinterlässt die Leseprobe einen starken Eindruck von Geheimnissen, familiären Spannungen und einer tiefgehenden Geschichte, die sich langsam entfaltet. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht und was die "Offenbarung von Jesus Christus" damit zu tun hat, die am Anfang des Buches erwähnt wird.