Beklemmung

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sarahmouche Avatar

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We Burn Daylight von Bret Anthony Johnston hat mich echt gepackt. Es geht um Jaye, ein Mädchen, das in einer religiösen Sekte lebt, und um Roy, den Sohn des örtlichen Sheriffs. Sie verlieben sich ineinander, obwohl sie aus komplett gegensätzlichen Welten kommen. Die Geschichte fühlt sich an wie eine moderne Romeo-und-Julia-Version, nur mit viel mehr Wucht und einem düsteren Unterton.

Was mir besonders gefallen hat, ist der ruhige poetische Schreibstil, der trotzdem klar und leicht verständlich ist. Die Kapitel sind kurz und wechseln immer wieder die Perspektive, was total dabei hilft, in die Gefühlswelt der beiden reinzukommen und Pausen zum Durchschnaufen einfach ermöglicht. Dazwischen gibt’s Podcast-Ausschnitte, die die Geschichte von außen beleuchten.

Die Geschichte ist irgendwo zwischen Liebesdrama, Sekten-Psychogramm und politischem Thriller angesiedelt. Es geht um Macht, Glaube, Identität – aber ohne dass es zu theoretisch wird. Man spürt die Zerrissenheit der Figuren durch jede Zeile.

Ein paar Sachen bleiben bewusst vage, vor allem der Kult-Anführer und die staatlichen Konflikte im Hintergrund. Da hätte ich mir vielleicht mehr Aufklärung gewünscht, dennoch hat es genau diesen beklemmenden Eindruck hinterlassen, der perfekt zur Stimmung passt.

Zusammengefasst ist es ein intensives Buch, das lange nachhallt. Es ist emotional, bedrückend, aber auch wunderschön geschrieben. Wer Geschichten über Liebe, Extremismus und das Aufbegehren gegen Autoritäten mag, wird hier definitiv fündig.

Das Cover ist auch sehr passend gewählt, da es den beklemmenden Eindruck sehr gut widerspiegelt.