Bewegend

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silke2207 Avatar

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Wir schreiben das Jahr 1993 als die junge Jaye sich gemeinsam mit ihrer Mutter von Kalifornien nach Waco; Texas, auf den Weg macht. Kurz zuvor lernte nämlich ihre Mutter den charismatischen Perry kennen, der in Waco der Anführer einer christlichen Sekte ist. Nun leben die Beiden bei Perry, doch während Jayer das ein oder andere kritisch sieht, verfällt ihre Mutter Perry immer mehr. Als Jaye kurz darauf den Sohn des Sheriffs, Roy, kennenlernt, scheint es, als würde sich alles zum Positiven wenden, denn die Teenager verlieben sich auf Anhieb. Was beide nicht wissen, Perry handelt scheinbar insgeheim mit Waffen und die Tage auf der Farm der Sekte scheinen gezählt.
Mich sprach das düstere Cover wieder einmal an und da ich das Thema rundum eine Sekte sehr spannend fand, wurde ich neugierig auf We burn daylight.
Autor Bret Anthony Johnston hat einen sehr fesselnden Schreibstil und vermittelt schnell Eindrücke und Gefühle, ohne dabei endlos abzuschweifen.
Seine Art, diese Geschichte zu erzählen, war allerdings nicht immer ganz so leicht. Zum einen lässt er die Teenager Roy und Jaye abwechselnd aus dem Jahr 1993 erzählen, nimmt aber auch einen Podcast mit rein, bei dem ein ehemaliger Freund Roys unterschiedliche Personen in der Gegenwart interviewt. Diese vermitteln durchaus immer wieder neue Denkansätze, aber man musste hier durchaus aufpassen, wer da gerade erzählte, was ja auch durchaus wichtig für die Story ist.
Der Autor nimmt mit seiner Geschichte Bezug zu einer wahren Begebenheit aus dem Jahre 1993 in Waco, als die Sekte der Branch Davidians mit ihrem Anführer David Koresh zunächst unter Beschuss von US-Behörden genommen und später belagert wurden. Zwar nimmt der Autor hier eine fiktive Person, doch den Bezug zu Koresh ist hier in jeder Hinsicht vorhanden.
Insgesamt fand ich die Geschichte sehr berührend und ergreifend, auch wenn ich auf den ersten Blick noch nicht so ganz begreifen konnte, warum man sich solch einer Sekte anschließt. Doch Perry (alias Koresh) ist durchaus charismatisch und viele seiner Sektenmitglieder haben etwas zu verbergen. Die Darstellung fand ich absolut gelungen und konnte mich fesseln, auch wenn es im Mittelteil ein paar Längen gab, was auch einfach daran lag, dass hier die beiden Teenager im Mittelpunkt stehen.
Roy ist der Sohn des Sherriffs, der sich einsam fühlt, seitdem sein Bruder mit dem Militär das Land verlassen hat. Seine Eltern leben seitdem ein wenig in ihrer eigenen Welt, was durchaus verständlich ist, aber Roy sucht Aufmerksamkeit. Diese bekommt er später durch Jaye, die zwar mit der Mutter in der Sekte lebt, aber durchaus in der Lage ist, diese kritisch zu betrachten. Auch sonst ist Jaye unheimlich weit vom Verhalten und wirkt nicht wie eine x-beliebige Vierzehnjährige.
Die Nebencharaktere sind zahlreich und sorgen für neue Blickwinkel und Denkansätze, was die Story lebendig und greifbar macht.
Mein Fazit: Insgesamt fand ich We burn Daylight sehr bewegend und berührend und die Einblicke in das Leben der Sekte äußerst aufschlussreich. Auch wenn dieser Roman rein fiktiv ist, so ist der Bezug zu den Branch Davidians in jeder Hinsicht greifbar. Bei mir hat das Buch für sehr gute Unterhaltung gesorgt und ich empfehle es gerne weiter.