Ein literarischer Blick hinter die Kulissen religiöser Verblendung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
boostyourhealth Avatar

Von

Der Roman "We Burn Daylight" nimmt den Leser mit in die flirrende Hitze von Texas, ins Jahr 1993 – mitten hinein in eine Welt, in der Glaube auch gefährlich werden kann. Der Autor beschreibt die Anfänge einer jungen Liebe, eingebettet in die düstere Realität eines religiösen Wahns.

Im Zentrum stehen Jaye und ihre Mutter, die sich auf den Weg nach Waco machen, um Teil der Gemeinschaft um den selbsternannten Propheten Lamb zu werden. Der Mann ist charismatisch und tief fanatisch. Während ihre Mutter völlig in der Sekte aufgeht, bleibt Jaye innerlich auf Distanz – bis sie Roy begegnet.

Johnston schreibt ruhig, aber mit zunehmender Spannung. Die kurzen Kapitel, der Wechsel der Perspektiven zwischen Jaye und Roy und vor allem die später eingeflochtenen Interviewpassagen mit überlebenden Sektenmitgliedern oder Polizisten verleihen dem Roman einen fast dokumentarische Charakter. Man spürt die Erschütterung, den Wahnsinn und auch die Naivität, die in solchen Gemeinschaften mitschwingen.

Es geht um Zugehörigkeit, um Manipulation, um die Frage, wie weit blinder Glaube Menschen bringen kann – aber auch um Widerstand, ums Wachwerden, um den Mut, sich zu lösen. Dass der Roman auf wahren Begebenheiten basiert – der Belagerung der Branch Davidians – verleiht dem Ganzen zusätzliche Brisanz.

Keine leichte Kost, aber wichtig, intensiv und – trotz allem – wunderschön erzählt.