Erwartungen nicht erfüllt

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elli.scm Avatar

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We Burn Daylight hat mich zu Beginn durchaus positiv überrascht. Der Einstieg fiel mir leicht, der Schreibstil war flüssig, und die Geschichte ließ sich schnell weglesen. Das Thema – eine Sekte in Waco, Texas – klang spannend und hatte auf den ersten Seiten auch Potenzial. Leider konnte das Buch dieses Versprechen für mich nicht einlösen.

Trotz des dramatischen Hintergrunds ist bei mir kaum Spannung aufgekommen. Viele Szenen wirkten wie für einen Film geschrieben – fast, als würde man beim Lesen ein Drehbuch durchgehen. Dabei fiel es mir oft schwer, mir das Geschehen konkret vorzustellen. Vielleicht lag es daran, dass die Geschichte visuell stärker funktioniert hätte – was erklären würde, warum es zu dem Thema bereits Serienadaptionen gibt (wenn auch unabhängig vom Buch). Ich habe mich ehrlich gefragt, was dieses Buch dann überhaupt noch Neues oder Relevantes erzählen will.

Der Buchtitel selbst verweist direkt auf Romeo und Julia, doch diese Parallele blieb für mich vollkommen unerfüllt. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden Jugendlichen wirkte flach, wenig dramatisch und emotional kaum greifbar.

Das größte Fragezeichen hinterließ bei mir aber das letzte Kapitel. Es bietet einen Ausblick in die Zukunft – und genau dieser wirkte für mich völlig unlogisch, überzogen und irgendwie beliebig. Als hätte jemand plötzlich aufgehört, ernsthaft zu schreiben, und stattdessen einfach etwas ans Ende gesetzt. Das hat mich tatsächlich geärgert.

Ein kleiner Lichtblick waren für mich die Podcast-Abschnitte, die eine interessante Idee darstellen – auch wenn sie inhaltlich eher oberflächlich blieben. Insgesamt fühlte sich das ganze Buch so an, als würde gleich noch etwas passieren – doch dieser Moment kam nie. Und bei einem so dicken Buch stellt man sich dann am Ende schon die Frage: Wofür das alles?