Faszinierender Einblick in einen Kult

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naoise179 Avatar

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Schon das Cover hat mich an die damalige Berichterstattung zur Belagerung der Sekte in Waco Texas erinnert. Auch wenn es damals Rauchwolken waren und keine Wolke hinter der die Sonne hervorschaut.
Inhaltlich ist das Buch in fünf Teile eingeteilt, die nach den vier Pferden der apokalyptischen Reiter aus der Offenbarung des Johannes benannt sind und einen Epilog. Überhaupt spielt die Offenbarung eine große Rolle in dem Buch, ist sie doch Ausgangspunkt für die Weltsicht des Sektenführers. Dieser heißt jedoch nicht David Koresh, sondern Percy Cullen und lässt sich Lamb nennen.
Vor der sich abzeichnenden Katastrophe spielt sich die Liebesgeschichte zweier Teenager ab: Jaye und Roy, sie die Tochter einer Sektenanhängerin, die auf der Ranch wohnt, er der Sohn des örtlichen Sheriffs.
Eine der Stärken dieses Buchs ist es, zu zeigen, wie erschreckend unspektakulär "Lamb" ist - und wie er dennoch Menschen um sich schart, die es eigentlich besser wissen müssten. Und wie diese eingeschworene Gemeinschaft zusammenhält, trotz Belagerung durch die bewaffneten Einsatzkräfte.
Ähnlich interessant ist das Umfeld von Roy. Eine Gemeinde, in der es viele Kirchen gibt, in der Waffen normal sind und in der viele die Sekte für harmlos halten. Hat die Staatsgewalt damals tatsächlich überreagiert oder war die Gefahr real? Diese Fragen stellt das Buch, auch durch die eingebundenen "Zeitzeugen-Interviews" in der Jetztzeit.
Ein Buch das unter die Haut geht.