Liebe im Armageddon

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marikita Avatar

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Der Autor Bret Anthony Johnston sagte in einem Interview, dass er in seinem Buch "We burn daylight" nicht den Täter/einen der Haupttäter der Tragödie in Waco, David Koresh (eigentlich Vernon W.Howell) in den Mittelpunkt der Geschichte stellen möchte. Dennoch spielt dieser als "Lamb" (wie er von seinen Anhängern, den Branch Davidians, im Kontext "Lamb of God" auch genannt wurde) natürlich in dem Buch eine große Rolle. Wahrscheinlich ist dem gebürtig aus Texas stammenden Autor die Waco-Geschichte tief ins Gedächtnis eingebrannt worden, war er doch zu jenem Zeitpunkt, April 1983, ca. 12 Jahre alt und hat alles sicherlich zumindest im Fernsehen mitverfolgt.

Geschickt bettet Johnston hier seine Liebesgeschichte zwischen Roy, Sohn des Sheriffs von Waco, und Jaye, der Tochter einer Branch Davidian Anhängerin, zwischen fiktive oder real beeinflusster Interviewbeiträge damals Betroffener beider Seiten. So wird eine Geschichte in Geschichten anderer erzählt. Dabei nimmt der Autor wechselweise immer die Perspektive eines Charakters ein, welcher dann in dem Abschnitt berichtet.

Roy verliebt sich also in Jaye, welche sich in den letzten Tagen der Sekte auch noch auf der besagten Ranch von Sektenführer Koresh aufhält. Sehr spannend und gekonnt gestaltet der Autor hier den den Weg zu der Frage, ob Jaye und Roy diese Katastrophe überleben können, mental und physisch. Das Ende des Buches in Bezug auf Jaye und Roy fand ich nicht unbedingt realistisch, aber gut. Auch für alle anderen Beteiligten, seitens des Staates USA und der Branch Davidians hat Waco Folgen, für die aber keiner richtig Verantwortung übernehmen kann und/oder will. Das gilt für die Charaktere im Roman sowie die realen Personen heute, die an der Katastrophe irgendwie Anteil hatten. Für mich hat sich die Frage gestellt, ob man dem Konflikt in Waco nicht friedlicher hätte begegnen können, oder ob das auch so eine typische texanische/US-amerikanische Herangehensweise war, in einem Land in dem es auf Waffenmessen Bullet Bibles und Käppies mit der Aufschrift "God, Guns and Guts" zu kaufen gibt, was doch gut deren seltsam verquirlte Lebensweise von Glauben, Religion und Waffen/Gewalt wiedergibt.

Bret A. Johnston hat mit "We burn daylight", ein sensibles, informatives und sehr spannendes Buch geschrieben, das nachdenklich macht, aber auch gut unterhält. Mir hat es sehr gut gefallen und ich kann es auf jeden Fall sehr weiterempfehlen, auch wenn man sich für das Waco-Drama eigentlich nicht interessiert.