Religiöser Kult und allgegenwärtige Gewalt

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Der Roman "We burn daylight" von Bret Anthony Johnston erzählt die tragischen Geschehnisse von Waco, Texas im Jahr 1993 neu.
Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Roy entstammt aus einer Familie, die seit Generationen Polizisten sind. Sein Bruder Mason ist bei der Marine und sein Großvater bestreut seine Spiegeleier mit Schwarzpulver, das gäbe ihm Energie.
Ray selbst sieht seine Zukunft nicht als Polizist. Der Leser lernt ihn kennen, wie er übt, Schlösser zu knacken.
Die zweite Perspektive ist die von Jaye. Jaye ist mit ihrer Mutter in die Nähe von Waco gezogen und lernen dort Perry Cullen kennen, der sich als Prediger sieht und eine religiöse Kommune gründet. Jayes Mutter verfällt Perry und schließt sich dem religiösen Kult an.
"Das Lamm" Perry veranstaltet Waffenmessen, wo sich Roy und Jaye auch kennenlernen.
Der Leser ahnt, dass die Geschichte einen tragischen Verlauf nehmen wird. Waffen sind allgegenwärtig auf beiden Seiten.
Das anfängliche friedliche Nebeinander endet, als vermutet wird, dass die Sekte Waffen sammelt und minderjährige Frauen missbraucht werden. Der apokalytische Konflikt, auf den Perry seine Sekte vorbereitet hat, wird unvermeidlich.
Durch die kurzen Kapitel, die zwischen Roys und Jayes Perspektive wechseln, steigt die Spannung. Auch die eingeschobenen, Jahre später geführten Interviews, bei denen überlebende Sektenmitglieder, Polizisten und anderen Personen befragt werden, tragen zur Spannung bei.
Bret Anthony Johnston schreibt in seiner Danksagung, dass es in seinem Roman nicht um David Koresh geht, doch hat er viel über ihn gelesen.
Der Titel "We burn daylight" ist ein Zitat aus "Romeo und Julia" von Shakespeare. Mercutio spricht sie aus, gemeint ist "Zeit verschwenden".
Für mich war der Roman eindrucksvoll und spannend erzählt, eine Neu-Interpretation von Romeo und Julia in Anlehnung an die 51-tägige Belagerung von Waco.