Zwischen Fiktion und Realität
Bret Anthony Johnston nimmt uns in We Burn Daylight mit nach Texas, ins Jahr 1993 – und damit mitten hinein in die beklemmende Atmosphäre rund um die Ereignisse von Waco. Der Roman orientiert sich eng an den historischen Geschehnissen, bleibt durch seine fiktiven Figuren Lamb, Jaye und Roy jedoch eigenständig und überraschend persönlich.
Im Mittelpunkt stehen die Jugendlichen Roy und Jaye. Roy ist der jüngste Sohn des Sheriffs Elias „Eli“ Moreland, der in Kontakt mit dem FBI steht. Die US-Behörden beobachten bereits Perry, den charismatischen Sektenführer, im Gegensatz zu seinem Hilfsheriff Sammy, sieht Eli, allerdings keine Gefahr die von Perry ausgehen könnte. Roys Bruder Mason dient in der Army und wird in der Familie schmerzlich vermisst. Das Picking Set, das Mason ihm geschenkt hat, wird zu einem wichtigen Begleiter; mit ihm verfeinert Roy seine Fähigkeiten im Schlösserknacken. Als Sohn des Sheriffs hat er es in der Schule nicht leicht.
Jaye zieht mit ihrer Mutter aus Kalifornien nach Waco. In der Schule war sie eher eine graue Maus – nicht gemobbt, aber auch kaum beachtet.Jaye ist eine sehr kluge junge Frau, die ihre Umgebung und die Menschen um sie herum aufmerksam beobachtet. Ihre Mutter hat den Vater verlassen, um sich Perry (genannt Lamb) und seiner abgelegenen Sekte anzuschließen, sie ist blind vor Bewunderung für den Sektenführer. Die Mitglieder geben ihr altes Leben auf, um Gott näher zu sein. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit Waffenhandel, Reparaturarbeiten und einem Schießstand. Ihr Leben ist einfach, fast schon erbärmlich; sie ernähren sich von dem, was die Farm abwirft, und von abgelaufenen Lebensmitteln, die sie in der Stadt geschenkt bekommen.
Für mich stellt sich immer wieder die Frage, wie unzufrieden oder verzweifelt Menschen sein müssen, um einem Blender wie Perry zu folgen und ihm bedingungslos zu vertrauen. Jaye bleibt skeptisch: Sie misstraut Lamb von Anfang an und hofft, dass ihre Mutter sich besinnt und die Sekte verlässt.
Die Beziehung zwischen Roy und Jaye entwickelt sich leise und glaubwürdig. Ihre Begegnungen wirken wie Lichtblicke in einer zunehmend bedrohlichen Umgebung. Die Liebesgeschichte ist behutsam in die Handlung eingewoben und steht in starkem Kontrast zur Eskalation auf der Farm.
Besonders gelungen sind die Einschübe in Form von Podcast-Transkripten: Zeitzeug*innen berichten darin 30 Jahre später von den damaligen Ereignissen. Diese Passagen verleihen dem Roman zusätzliche Tiefe und reflektieren die Geschehnisse aus heutiger Sicht. Im Podcast kommen auch Überlebende zu Wort. Die Ereignisse von Waco sind allgemein bekannt, daher verrate ich damit nicht zu viel. Tatsächlich scheinen viele immer noch genauso verblendet wie vor Jahrzehnten.
Johnston schildert die beklemmende Atmosphäre und die Dynamik innerhalb der Gemeinschaft eindringlich, ohne Effekthascherei. Die Figuren sind glaubwürdig und vielschichtig – besonders Jaye und Roy mit ihren Zweifeln und Hoffnungen. Die Handlung bleibt nah an den historischen Ereignissen, nutzt sie aber als Bühne für eine eigene, berührende Geschichte über das Erwachsenwerden und den Wunsch nach Zugehörigkeit.
Das Ende überraschte mich wirklich – damit hatte ich nicht gerechnet.
Fazit:
Ein ruhiger, eindringlicher Roman, der durch seine Atmosphäre, authentische Figuren und die gelungene Verbindung von Fiktion und Zeitgeschichte überzeugt. Für alle, die psychologisch dichte Romane mit historischem Hintergrund schätzen, eine klare Empfehlung.
Im Mittelpunkt stehen die Jugendlichen Roy und Jaye. Roy ist der jüngste Sohn des Sheriffs Elias „Eli“ Moreland, der in Kontakt mit dem FBI steht. Die US-Behörden beobachten bereits Perry, den charismatischen Sektenführer, im Gegensatz zu seinem Hilfsheriff Sammy, sieht Eli, allerdings keine Gefahr die von Perry ausgehen könnte. Roys Bruder Mason dient in der Army und wird in der Familie schmerzlich vermisst. Das Picking Set, das Mason ihm geschenkt hat, wird zu einem wichtigen Begleiter; mit ihm verfeinert Roy seine Fähigkeiten im Schlösserknacken. Als Sohn des Sheriffs hat er es in der Schule nicht leicht.
Jaye zieht mit ihrer Mutter aus Kalifornien nach Waco. In der Schule war sie eher eine graue Maus – nicht gemobbt, aber auch kaum beachtet.Jaye ist eine sehr kluge junge Frau, die ihre Umgebung und die Menschen um sie herum aufmerksam beobachtet. Ihre Mutter hat den Vater verlassen, um sich Perry (genannt Lamb) und seiner abgelegenen Sekte anzuschließen, sie ist blind vor Bewunderung für den Sektenführer. Die Mitglieder geben ihr altes Leben auf, um Gott näher zu sein. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit Waffenhandel, Reparaturarbeiten und einem Schießstand. Ihr Leben ist einfach, fast schon erbärmlich; sie ernähren sich von dem, was die Farm abwirft, und von abgelaufenen Lebensmitteln, die sie in der Stadt geschenkt bekommen.
Für mich stellt sich immer wieder die Frage, wie unzufrieden oder verzweifelt Menschen sein müssen, um einem Blender wie Perry zu folgen und ihm bedingungslos zu vertrauen. Jaye bleibt skeptisch: Sie misstraut Lamb von Anfang an und hofft, dass ihre Mutter sich besinnt und die Sekte verlässt.
Die Beziehung zwischen Roy und Jaye entwickelt sich leise und glaubwürdig. Ihre Begegnungen wirken wie Lichtblicke in einer zunehmend bedrohlichen Umgebung. Die Liebesgeschichte ist behutsam in die Handlung eingewoben und steht in starkem Kontrast zur Eskalation auf der Farm.
Besonders gelungen sind die Einschübe in Form von Podcast-Transkripten: Zeitzeug*innen berichten darin 30 Jahre später von den damaligen Ereignissen. Diese Passagen verleihen dem Roman zusätzliche Tiefe und reflektieren die Geschehnisse aus heutiger Sicht. Im Podcast kommen auch Überlebende zu Wort. Die Ereignisse von Waco sind allgemein bekannt, daher verrate ich damit nicht zu viel. Tatsächlich scheinen viele immer noch genauso verblendet wie vor Jahrzehnten.
Johnston schildert die beklemmende Atmosphäre und die Dynamik innerhalb der Gemeinschaft eindringlich, ohne Effekthascherei. Die Figuren sind glaubwürdig und vielschichtig – besonders Jaye und Roy mit ihren Zweifeln und Hoffnungen. Die Handlung bleibt nah an den historischen Ereignissen, nutzt sie aber als Bühne für eine eigene, berührende Geschichte über das Erwachsenwerden und den Wunsch nach Zugehörigkeit.
Das Ende überraschte mich wirklich – damit hatte ich nicht gerechnet.
Fazit:
Ein ruhiger, eindringlicher Roman, der durch seine Atmosphäre, authentische Figuren und die gelungene Verbindung von Fiktion und Zeitgeschichte überzeugt. Für alle, die psychologisch dichte Romane mit historischem Hintergrund schätzen, eine klare Empfehlung.