Doch keine „midlife“-Bridget Jones…

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
zauberberggast Avatar

Von

Ich hatte mir ja aufgrund der witzigen Leseprobe sehr erhofft, dass hier eine Frau als Protagonistin vorkommen würde, die mit Mitte 40 einen ähnlichen Sympathie-, Tränenlach- und Einfühlungseffekt bei der Leserin erzeugen würde, wie die bezaubernde Bridget Jones. Eine quasi gereifte, Bridget-ähnliche Frau, die auch mit Mitte 40 noch die Pfunde und Männersorgen plagen, die sie mit Anfang /Mitte 30 eigentlich ad acta gelegt haben wollte. Ellen, die Hauptfigur von „Weiberfrühstück“, hat zwar keine großen Gewichtsprobleme (naja, ein Topmodel ist sie natürlich nicht), dafür aber welche mit ihrem Alter und der bevorstehenden Menopause. Dann wird auch noch ihr Mann 50 und dessen frühere Freundin, die super attraktiv und zu allem Überfluss auch noch megaerfolgreich ist, zieht in die Wohnung gegenüber ein. Hm, die Beauty-Redakteurin Ellen ist jetzt natürlich verstört und als der Geburtstag ihres Mannes Kai auch nicht wie geplant verläuft, verlässt sie Hals über Kopf Mann, vorpubertierenden Sohn und ihr geliebtes Hamburg, um ihre Freundin Margaux (die ebenfalls den Mann wegen Fremdgehverdachts sitzen hat lassen) bei deren Cousine in Kalifornien zu besuchen. Jetzt hätte ich mir gewünscht, dass es zu Lachanfällen meinerseits und schrägen Einfällen auf Seiten der Geschichte kommt, aber das war leider nicht der Fall. Der Urlaub bringt, ja das stimmt, einige „lustige“ Begebenheiten (Verwechslungen, Versehen, Männer, Las-Vegas-Chaos) mit sich, die aber alle nicht durch Originalität überzeugen können. Das, was die Autorin wahrscheinlich als witziges Road-Movie in Buchform geplant hat, wird zum Pseduo-Selbstverwirklichungstrip zweier gelangweilter Geldweibchen, die den Glanz ihrer frühen Jugend verloren, aber sonst keine außer ihrer Pseudo-Probleme haben.

Die Charaktere bleiben leider blass und an der Oberfläche, obwohl man einigermaßen mitfühlen kann mit der Protagonistin. Ich hätte mir etwas mehr Individualität in der Charakterzeichnung gewünscht und ein paar abgefahrene Plot-Einfälle, die die Story witziger gemacht hätten. Letztlich ist das alles recht brav und Ellens „Ausbruchsversuch“, naja, eher lauwarm als mitreißend. Schließlich ist sie doch das Heimchen am Herd mit dem Wohlfühlberuf, die sich freut wenn sie dem Mann was Warmes kochen kann und sich abends auf der Couch einkuschelt. Weil ich am Anfang gut unterhalten wurde, das Buch ganz ordentlich geschrieben ist (die Idee jedem Kapitel den Titel eines Songs zu geben finde ich gut) und dieses typische Frauenbuch ein guter Geschenktipp für Damen von 40-50 ist, gebe ich „Weiberfrühstück“ noch solide 3 Sterne.

“Truth must necessarily be stranger than fiction, for fiction is the creation of the human mind and therefore congenial to it." (G. K. Chesterton)