Gute Laune Lektüre für Schlecht Wetter Tage

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r.e.r. Avatar

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Ellen ist Mitte vierzig und etwas zu klein für ihr Gewicht. Gemeinsam mit Ehemann Kai, einem gutaussehenden Schriftsteller und Sohn Jonas, einem pubertierenden dreizehnjährigen wohnt sie gemütlich in Hamburg. Bis eines Tages die Ex-Freundin ihres Mannes ausgerechnet in die Wohnung gegenüber zieht. Tamara, blondes Gift mit Modelmaßen, umgarnt Kai, was dieser sich gerne gefallen lässt. Dafür hilft er sogar beim Umzug und bricht sich prompt den Ellenbogen. Während Ellen ihren Hypochonder gesund pflegt, versucht ihre Freundin Margaux gerade einen Neuanfang in Amerika. Ihr Mann hat sie betrogen und jetzt tankt sie erst einmal Sonne in Los Angeles. Sie bietet Ellen an, sie in ihrem neuen Domizil zu besuchen, was diese zunächst ablehnt. Bis Kai sich den nächsten Ausrutscher mit Tamara leistet.

 

Ellen ist eine sympathische, wenn auch als Ich-Erzählerin etwas redselige, Frohnatur. Sie singt textsicher Hits aus den 70er Jahren im Radio mit, kocht für ihr Leben gern, hat eine Schwäche für Essen und daher immer ausreichend Proviant dabei. Selbst zur Lehrersprechstunde. Sie bemuttert ihre Männer liebevoll und fürsorglich und kommt dabei selber oft zu kurz. So weit so alltäglich.

 

Der Beginn von Renée Karthees “Weiberfrühstück” liest sich zwar flott und witzig, hat aber nichts wirklich neues zu bieten. Eine weitere banale Geschichte zum Thema Frau in (oder kurz vor) den Wechseljahren, denkt man. Da der Roman aber lustig geschrieben ist, liest man weiter. Und wird im zweiten Teil reichlich belohnt. Kaum ist die brave Hausfrau Ellen nämlich in den USA oder vielmehr in Los Angeles gelandet, geben sowohl die Heldin als auch die Geschichte Gas.

 

Die Geschehnisse unter der gleißenden Sonne Kaliforniens machen gute Laune. Beginnend damit, dass Margaux Ellen zwar eine luxuriöse Unterkunft bei Ihrer Cousine in Aussicht gestellt, es allerdings unterlassen hat auch die Cousine davon in Kenntnis zu setzen. Es kommt wie es kommen muss. Verwechslungen und skurrile Täuschungen nehmen ihren Lauf. Und die brave Ellen muss aus ihrem biederen Kokon schlüpfen um bei dem Tempo der sich überschlagenden Ereignisse mitzukommen.

 

Selbst der größte Reisemuffel bekommt bei der Lektüre Lust selbst sofort in ein Flugzeug zu steigen um dem Road- und Selbstfindungstrip der beiden Frauen zu folgen. Renée Karthee beschreibt die Leichtigkeit des “American way of life” auf geradezu unwiderstehliche Art. Vom Männerstrip, über Shopping Mals zu den Wedding Chapels in Las Vegas. Von den Beach Boys am Strand von Los Angeles zu den Promi Villen auf den Hollywood Hills bis hin zum roten Teppich der Block Buster Premieren. Ellen stöckelt auf ihren Sabots (hinten offene Pumps, wie sie immer wieder erwähnt) direkt ins pralle Leben.

 

Das schöne an der Geschichte ist, das die Autorin nicht übertreibt. Ellen passieren zwar die aberwitzigsten Abenteuer, sie bleibt aber immer glaubwürdig. Genau so kann man sich eine kleine Flucht aus dem Alltag vorstellen. Sowohl im richtigen Leben als auch beim Lesen.