... und tschüss!

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linus63 Avatar

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Margaux entdeckt eine junge Frau im Porsche ihres Gatten, während dieser auswärts an einem Kongress teilnimmt. Sie vermutet eine Affäre und reist kurz entschlossen zu ihrer Kusine nach Kalifornien.
Ihre Freundin Ellen steckt nach 16 Ehejahren im grauen Alltag mit zwölfjährigem Sohn fest. Sie gerät in eine Ehekrise, als ihr Gatte Kai sich äußerst aufgeschlossen den Flirtversuchen ihrer neuen Nachbarin Tamara zeigt, einer früheren Freundin von ihm, die offensichtliche Vorzüge gegenüber Ellen hat - jünger, schlank und attraktiv. Als Kai sich während überaus hilfsbereiter Nachbarschaftshilfe bei Tamara den Ellenbogen bricht und im Anschluss die Überraschungsparty zu seinem 50. Geburtstag verpasst, weil er mit Tamara auf dem Sportplatz bleibt, anstatt sich wie verabredet mit Ellen im Kino zu treffen, hat Ellen die Nase voll, lässt alles stehen und liegen und reist Margaux nach. In den USA erleben beide ungewöhnliche Tage ....

Renée Karthees lockerer und spritziger Schreibstil, sowie ihre anschauliche und oft überspitzte Darstellung alltäglicher Situationen in Ellens Familienleben nach langjähriger Ehe mit pubertierendem Sohn lassen mich schmunzeln. Typische Kommentare scheinen meiner Familie entnommen und ich fühle mich manchmal an Ellens Position versetzt, die in Ich-Form erzählt. Oldie-Titel, die wahrscheinlich hauptsächlich von Personen ab Mitte 40 - also Ellens Altersklasse -  als solche erkannt werden, kündigen originell das Thema des nächsten Kapitels an. Überzeichnete Charaktere, Klischees, Wortspiele und Situationskomik machen das Geschehen lustig - auch innerhalb Ellens durchaus sympathischer Familie. Dennoch ist ihre Flucht gut nachvollziehbar - manchmal träume ich selbst davon. Leider endet die überzogene, aber noch realistische Handlung mit der Ankunft in Amerika, wo Erlebnisse zwar immer noch amüsant, aber konstruiert und aneinandergereiht wirken. Trotzdem kommt das Gefühl von Freiheit, Abenteuer und Erleben, betont durch Kais wütende und verzweifelte Anrufe, der ohne Ellen seine liebe Not hat, gut zum Ausdruck und lässt mich ein wenig an Ellens Ausbruch teilhaben.

Der heitere Frauenroman ist leicht und schnell gelesen. Er ist als amüsanter, kleiner Ausflug zu empfehlen, der mich einige Stunden unterhält und meinen grauen Alltag ein wenig in den Hintergrund drängt.