Experimentell und eigensinnig - vielleicht zu sehr?

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missmarie Avatar

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"Weil da war etwas im Wasser" ist definitiv ein besonderes Buch. Das beginnt schon mit der außergewöhnlichen Erzählperspektive: Statt eines Menschen berichtet ein Riesenkamlars - oder viel mehr seine Arme - vom Geschehen tief unten am Meeresgrund. Dabei kommt jedem Arm natürlich ein ganz eigener Charakterzug zu und darin liegt ein Großteil des Witzes in diesem Text. Damit verbunden ist viel faszinierende Wissen, das Luca Kieser in seinen Roman einflechtet. Es geht darum, wie es ist, in der Tiefsee zu leben (und plötzlich ein Telefonkabel zu berühren), auf einem Fisch-Trawler als Beifang ins Netz zu geraten oder auf andere Weise Kontakt zu den Menschen aufzunehmen.

In diesem Debüt gelingt es Kieser, ein klassisches "Monster" der Literatur zugänglich, fast schon menschlich wirken zu lassen. Auf jeden Fall wird der Leser für den Umgang mit dem Ökosystem Meer sensibilisiert. Besonders schön: Auch sprachlich trägt das Buch über weite Strecken und ist hervorragend formuliert.

Allerdings gibt es keine lineare Erzählstruktur. Mal wird in Tagebucheinträgen erzählt, mal in Prosa. Es gibt Nebenhandlungen, die wieder im Nichts verlaufen. Insgesamt ist mir persönlich das Buch dann doch zu experimentell gewesen, wobei ich aber durchaus seinen literarischen Wert (und die Nominierung auf der Longlist zum Buchpreis) erkennen kann.