Monsterschau

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kaffeeelse Avatar

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Ein Riesenkalmar ist hier der Hauptprotagonist. Bzw. eine Riesenkalmarin. Und ihre zehn Arme. Bei Riesenkalmaren und auch anderen Kopffüßern ist bekannt, dass die Arme über eigene neuronale Zentren verfügen, die teilweise durchaus als Gehirn betitelt werden. Dadurch sind diese Tiere hochintelligent. Was in verschiedenen Versuchen mit ihnen gut zu beobachten ist. Luca Kieser nutzt dieses Wissen, diese Thesen um den Armen der Riesenkalmarin Stimmen zu verleihen. Und so berichten die Arme der Kalmarin in diesem Buch. Und diese Arme bekommen Namen und so sprechen eben der Hehre Arm, der Halbe Arm, der Andere Tentakel usw.. Eine richtig gute Idee wie ich finde. Was mir weiterhin sehr an „Weil da war etwas im Wasser“ gefallen hat, war die recht laute Kritik am Tun des am weitesten auf der Erde verbreiteten und in seinem Tun den bisher größten Schaden anrichtenden Raubtiers auf der Erde, dem Menschen. Eine immer mehr den Zeitgeist treffende Thematik! Nur leider findet sie in den Machtzentren der Erde zu wenig Gehör. Von daher sind solche Bücher wie „Weil da war etwas im Wasser“ auch ungemein wichtig und richtig. Mich hat diese Gestaltung über diese Blicke dar Arme der Kalmarin sehr begeistert.

Weiterhin in dem Buch relevant sind natürlich auch menschliche Stimmen, wie etwa Sanja, die auf einem Trawler der Fischfangindustrie arbeitet oder Dagmar, die in der Antarktis stationiert ist. Es kommen dann immer weitere Personen der Familien Sanz/Sanchez dazu, die einen zeitlich weit gefächerten Blick ermöglichen und darin enthaltene kulturgeschichtliche Aspekte der Leserschaft eröffnen, die sich thematisch um die Monster der ozeanischen Welten drehen. So befasst sich das Buch unter anderem mit der Welt des Jules Verne, der cineastischen Blicke auf die Tiere des Wassers bis zum legendären und unterirdischen „Der weiße Hai“. Doch die Monster, die hier gezeichnet wurden, sind sie wirklich diese Monster? Oder ist das wahre Monster nicht doch der Homo Sapiens?

Nun ist dieser Blick rein informativ ein wirklicher Segen. Doch erzählerisch wird mir dies dann doch alles leider etwas zu viel des Guten. Denn irgendwie empfand ich diese ganze Menge an Informationen und vor allem diese Menge an Personen den Erzählfaden des Buches zerreißend und für mich schmälert dies den Lesegenuss leider entscheidend. Nun könnte man sagen, dass genau das zur Grundaussage des Buches unbedingt benötigt wird, was ja auch so ist. Aber dennoch hat dies mein Leseerlebnis irgendwann deutlich vermindert und mir das anfänglich vorhandene Vergnügen an der Geschichte geraubt. Was schade ist. Sehr schade. Denn ich wollte dieses Buch lieben. Passt es doch thematisch voll in meinen Lesegeschmack und trifft es doch auch völlig mein Meinungsbild!