Perfekter Einstieg

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Inhalt
Camden Daniels kehrt nach sechs Jahren Militärdienst in seine Heimatstadt Alba zurück, obwohl er sich einst schwor, dies nie zu tun. Doch sein Vater, der an Alzheimer erkrankt ist, hat ihn um Hilfe gegen den großen Bruder Alexander gebeten. Camden ist nicht gern gesehen, seine gewaltvollen Teenagerjahre kann Alba ihm ebenso wenig verzeihen wie den Tod seines jüngeren Bruders Sullivan. Nur eine Person hat sehnsüchtig auf seine Rückkehr gewartet: Willow. Die einstige Verlobte Sullis hat sich schon vor Jahren eingestanden, dass sie immer nur einen Daniels-Bruder geliebt hat: Camden. Nur wie soll sie ihn und Alba miteinander versöhnen? Als Xander einen Gerichtsprozess gegen Camden anstrengt, scheint alles verloren.


Meinung
Die in sich abgeschlossene romantische Geschichte startet mit allem, was es braucht, um einen Page Turner zu generieren. Aber leider flacht sie ab mittig immer stärker ab, bis das Ende nur noch konstruiert ist und seine Wirkung nicht zu entfalten vermag.
Der Anfang hat mich in seinen Bann gezogen. Camden kehrt nach knapp zehn Jahren wieder nach Alba zurück und schon an der Stadtgrenze begegnet er zwei Leuten, die ihn in seinen jungen Jahren kannten. Allein ihre Reaktion auf ihn erzählt viele kleine Geschichten in einer – und dann geht es Schlag auf Schlag. Dass sich dieser Roman nicht als actionlastig herausstellen wird, ist sicher klar. Seine Spannung entsteht durch die vielen unaufgearbeiteten Gefühle und Emotionen der einzelnen Charaktere. Und die haben es in sich. Denn offenbar glaubt die ganze Stadt, dass Camden für den Tod seines Bruders verantwortlich ist, obwohl es eine Fehlentscheidung im Kriegseinsatz gegeben hat. Auch der Vater kann das nicht vergeben, braucht aber Hilfe dabei, einige wichtige Entscheidungen treffen zu dürfen. Denn die Vormundschaft hat Alexander, der große Bruder Camdens, übernommen. Und der ist damit nicht einverstanden.
Dann taucht Willow auf, die mit den Brüdern aufgewachsen ist und die jeder immer noch als zugehörig zu Sulli empfindet. Dabei sind ihre Gefühle vielschichtig. Sie und ihre Schwester haben Probleme mit dem Vater, der die Lebensentscheidungen seiner Töchter nicht gutheißt.
Yarros hat beide, Camden wie Willow, gut zusammengeführt und für eine eindrucksvolle erste Begegnung gesorgt. Auch treffen beide stetig aufeinander, was ihre erneut erwachenden Gefühle füreinander glaubhaft macht. Aber insgesamt läuft alles ein bisschen zu schnell und auch zu geradlinig ab. Die inneren Dämonen sind beiderseits längst besiegt und so scheint ihre Beziehung nur von außen bedroht. Das fand ich schade, denn als Anhängerin von Herzschmerz schien etwas zu fehlen. Das Knistern der beiden ist zwar da, aber nicht so stark wie gewünscht. Die einzige intime Szene, obwohl seitenstark, scheint nicht zu den Charakteren zu passen und kommt sehr brav daher, inklusive der (von Willow scherzhaft gemeinten) überflüssigen Bemerkung, er habe sie nun für andere Männer verdorben. Da dies aber bereits im letzten Drittel geschieht, zeigt es, wohin es abgeflacht ist.
Obwohl es landschaftlich einiges zu sehen gäbe und wir es mit einer sehr alten amerikanischen Stadt zu tun bekommen, in der es etliche historische Bauten gibt (die eine Rolle spielen werden), kommen die Beschreibungen von allem sehr kurz. Zwar gibt es einen Verein, in dem ein paar Nebenfiguren auftreten dürfen, danach aber folgt nichts mehr. Auch das war schade, denn ich hatte auf ein bisschen mehr „Gilmore Girls“-Feeling gehofft.
Ganz am Ende nun wirkt es gepresst, als müsse unbedingt irgendwie das Happy End in jeder Hinsicht her. Es stellen sich in wenigen Sätzen sehr wichtige Dinge aus der Vergangenheit heraus, denen so leider die nötige Aufmerksamkeit fehlt.
Es scheint offensichtlich, dass die Leser nicht das letzte Mal von Alba gelesen haben. Verwandte, Freunde und Nebenfiguren von Camden und Willow könnten ebenfalls zu Herzensmenschen finden. Dann übrigens gerne nicht im Hardcover mit buntem Schnitt, dann könnte man das Buch nämlich auch bezahlen.
„Weil ich an dich glaube“ beginnt hervorragend, bringt alles mit, was es braucht, schafft es in der Umsetzung aber leider nicht, vollends zu überzeugen.