Ambitioniert

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mike nelson Avatar

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Ambitioniert. Da steckt eine Menge drin, in Yandé Secks Erstling "Weisse Wolken". Und bekanntlich ist zuweilen weniger mehr. Die Autorin schickt ihre Figuren gewissermaßen in einen Diskurs über unsere hochkomplexe und widersprüchliche Gegenwartsgesellschaft; dabei werden durchaus brisante Themen angerissen wie Rassismus, Sexismus, die Geschlechterfrage, Wokeness, Kind und/oder Karriere, Tradition versus Moderne. Stellenweise meint man einen Essay zu lesen und nicht etwa einer Romanhandlung folgen zu dürfen. Was zwar durchaus in Ordnung ist, aber einen wirklichen Spannungsbogen verhindert. Es wird eine Geschichte von zwei unterschiedlichen Lebensentwürfen erzählt. Die zwei schwarzen Schwestern Dieo und Zazie, die eine von beiden klassisch verheiratet und Mutter dreier Söhne, die andere der rebellische Geist. Der senegalesische Vater der beiden, der sie durch seinen Tod mit ihren Wurzeln und ganz neuen Fragen konfrontiert - auch mit der Frage der (Sehnsucht nach) Zugehörigkeit: 'Belonging'. Hinzu kommen Dieos karriereorientierter Mann Simon und Max, der Freund von Zazie, der aber nicht so richtig weiß... Diese Figuren schickt die Autorin aufs Parkett - im Dienste ihres gesellschaftskritischen Diskurses.