Familiäre Herausforderungen

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Den Titel des Romans finde ich sehr schön gewählt: Weiße Wolken nennt man die hellen Stellen auf den Nägeln, deren Ursache kleine Verletzungen sind. Und um Verletzungen in unterschiedlichen Größen geht es auch in diesem Buch. Da ist einmal Dieo, die mit ihrem Mann Simon und ihren drei Söhnen in einer schönen Altbauwohnung im Frankfurter Nordend lebt und sich von ihren familiären Pflichten, ihrer Arbeit und ihrer Ausbildung zur Psychotherapeutin of überfordert fühlt. Simon arbeitet in einem Tech-Start-up und ist entsprechend wenig zu Hause. Ihre jüngere Schwester dagegen arbeitet sich vorrangig an den Alltagsrassismen und dem allgegenwärtigen Sexismus ab und fragt sich, ob sie mit ihrem weißen neuen Freund wirklich glücklich werden kann. Zur Familie gehört noch die exzentrische Mutter der beiden, ebenfalls als Therapeutin tätig und oft der Meinung, die sie umgebenden Menschen besser zu kennen als diese sich selbst, und der aus dem Senegal stammende Vater, zu dem vor allem Dieo kein enges Verhältnis hat, der dann aber doch erstaunlich oft vor der Tür steht. Sein plötzlicher Tod führt schließlich dazu, dass die Schwestern für die Trauerfeier in den Senegal fahren müssen und dabei nicht nur die weitläufige Familie, sondern auch sich selbst besser kennenlernen. Ich fand diesen Roman wirklich kurzweilig und sehr versöhnlich, er spricht viele relevante Themen an, ohne dabei besonders konfrontativ zu sein. Und das ist völlig in Ordnung, allerdings frage ich mich mit ein paar Tagen Abstand, ob ihm nicht ein bisschen mehr Tiefe und vor allem ein bisschen mehr Lust an herausfordernden Positionen oder Entwicklungen gutgetan hätten. Auf der anderen Seite fühlte sich das Lesen des Buches wie eine kleine wohltuende Auszeit an, und das ist ja gerade in heutigen Zeiten nicht das Schlechteste. Von daher: Ich mochte die weißen Wolken und werde mit Sicherheit auch Yandé Sechs nächstes Buch lesen.