Leichter und dennoch tiefgründiger, bewegender Familienroman

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
steph_frosti Avatar

Von

"Zazie, ich weiß doch, dass du politischer und kritischer und weiß Gott was mehr bist, aber ich kann nicht nach jedem Tag im Park, der bestimmt voll von Rasissmus und Scheißismus ist, mit dir über diese Welt diskutieren. Ich bin einfach zu müde."
Die Schwestern Zazie und Dieo könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Dieo versucht ihrer Rolle als Mutter, Ehefrau und Therapeutin gerecht zu werden, arbeitet sich Zazie aktivistisch, feministisch, woke und diskussionsfreudig an gesellschaftspolitischen Herausforderungen ab. Dieos Ehemann, Simon, Start-Up Mitarbeitender, weißer Mann, verkörpert für Zazie genau das System, gegen das sie ankämpft und doch ist er einer ihrer engsten Vertrauten. Trotz aller Widersprüche und Unterschiede spürt man in jeder Zeile eine Verbundenheit und die gemeinsame Suche nach Zugehörigkeit aller Protagonist*innen. Als Zazies und Dieos gemeinsamer Vater stirbt und sie anlässlich seiner Beerdigung in den Senegal reisen, kommt es zu einschneidenden Erkenntnissen der beiden.
Der Debütroman von Yandé Seck widmet sich vielen gesellschaftskritischen Themen wie Rassimus, Mental Load und Sexismus ohne dabei schwer und bleiern zu sein. Der Autorin gelingt es, gesellschaftskritisch und dennoch mit Witz und Leichtigkeit zu schreiben, ohne mangelnde Tiefe und mit der nötigen Ernsthaftigkeit. Jedes Kapitel ist aus Sicht einer Person verfasst, sodass man tief in die Gedankengänge und Emotionen eintauchen kann und am Ende des Buches das Gefühl hat, Dieo, Zazie, Simon u.a. wirklich gut zu kennen.
Ich kann das Buch absolut empfehlen und wünsche mir, dass es viele Leser*innen findet.