Lesenswert mit Längen

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readtobee Avatar

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Ich verzichte auf eine Zusammenfassung des Inhalts und starte gleich mit meinem Eindruck:

Yandé Seck wirft mit ihrem Roman wichtige und aktuelle Themen auf. Ihr Debüt behandelt unter anderem (Alltags-)Rassismus, Sexismus, Herkunft, Familienkonflikte, Care-Arbeit. „Weiße Wolken“ ist aktuell und spielt, das mag ich!, in der heutigen Zeit.
Sich rasch vollziehende Perspektivwechsel geben dem Handlungsverlauf Schwung, was mich ehrlich gesagt an der ein oder anderen Stelle gerettet und davon abgehalten hat, den Roman abzubrechen. Mir wurde, vor allem von Zazie, oftmals zu viel erklärt, so, als hätte ich keine Ahnung. Die Sprache wiederum war mir manchmal zu „hip“, vielleicht, weil ich vom Hip-Sein kaum Ahnung habe. Jedenfalls klangen manche Dialoge arg konstruiert.
Hinzu kommt, dass ich nach der Lektüre den Klappentext nicht recht mit dem Inhalt des Buchs in Einklang bringen konnte. Ich fand weder die Wut, die Zazie ihrem Schwager entgegen bringt (es wirkte eher befremdlich auf mich, wie nahe sich Zazie und Simon waren) noch die Gleichgewichtsstörung, die sich nach dem Tod des senegalesischen Vaters hinsichtlich des fragilen Familiengefüges einstellen sollte.

Insgesamt fand ich "Weiße Wolken" aber lesenswert, ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die Schwestern auch ihre Privilegien (z.B. ihre Bildungschancen) neben die Konflikte in die Waagschale legen.