Weiße Wolken

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Das Cover von Weiße Wolken der Autorin Yande Seck sieht fröhlich und hoffnungsvoll aus und passt im ersten Moment nicht wirklich zum Klappentext. Gerade deshalb steigt die Lust in das Buch einzutauchen. Die beiden Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein, deshalb hoffte ich auf eine spannende Lektüre mit einigen Auf und Abs. Das Buch beginnt direkt mit einem turbulenten Einstieg in Zazies Leben, man bekommt einen guten ersten Eindruck, der die Neugier weckt, ob sich die ersten Vermutungen bestätigen. In den nächsten Kapiteln stolpert man bereits in Simons und Dieos Leben, das deutlich strukturierter und aufgeräumter scheint.
Ich liebe den dezenten, manchmal kaum wahrnehmbaren Sarkasmus, auch zwischen den Zeilen.
Rassismus ist das beherrschende Thema und wird an einigen Stellen mit Witz und Ironie verpackt, zeigt aber dennoch die Härte und die Häufigkeit mit der Rassismus den Alltag der Schwestern beherrscht. Dann kommt Ulrike die Mutter ins Spiel und die Handlung wird immer absurder. Unterschiedlicher könnte eine Familie nicht sein, was auf jeden Fall auch den Reiz des Buches ausmacht.
Das Buch ist rasant, hängt den Leser aber nicht ab und es ist wahnsinnig unterhaltsam, mit einer Tiefe, die ich so nicht erahnt habe. Richtig angekommen scheinen beide Schwestern noch nicht und jede kämpft auf ihre eigene Art mit den Herausforderungen des Lebens. Der Schreibstil ist schnell und modern, aber gut nachvollziehbar. Ich mag es, wenn der Titel des Buches einen Hintergrund für die Handlung hat und sich immer wieder im Buch wiederfindet. Die sehr gute und eindringliche Beschreibung von Rassismus hat mich sehr beeindruckt. Das Buch ist einerseits sehr witzig, aber auch sehr tief und behandelt viele existenzielle Probleme. Dann ändert ein Schicksalsschlag erneut die Beziehungsdynamik.
Ein intelligentes, anspruchsvolles Buch, das sehr tief geht und auch nach dem Zuklappen noch seine Spuren beim Leser hinterlässt.