Eine Geschichte über Freundschaft und Verfehlung, die emotional auf Distanz bleibt

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annajo Avatar

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Garrett lebt als Gepäckabfertiger in der idyllischen Landschaft Montanas. Zu seinem Studienfreund Charlie in Kalifornien hat er nur noch wenig Kontakt, da er sich schuldig am Tod eines gemeinsamen Freundes fühlt. Da Charlie jedoch viel an dieser ungleichen Freundschaft liegt, bittet er Garrett, ihn und seine Freundin Cece zu trauen. Als Cece schon einige Wochen vorher in das Haus von Charlies Familie am See zieht, um die Hochzeit vorzubereiten, verliebt sich Garrett in die Freundin seines besten Freundes ...

Als großer amerikanischer Roman wird dieses Buch bezeichnet - und irgendwie trifft das, meiner Meinung nach, auch zu. Man begleitet vor allem die Generation von Garrett, Cece und Charlie über Jahrzehnte hinweg, lernt aber auch ihre Kinder und deren Sorgen kennen, wobei die allgegenwärtige amerikanische Drogenproblematik nicht fehlen darf. Die zentrale Handlung, also die geplante Hochzeit von Cece und Charlie, spielt 2004. In Rückblenden erfährt man, wie die Freundschaft der Männer entstanden ist und was genau passiert ist, was Garrett so belastet. Der Roman entwickelt aber auch eine Zukunftsvision über Jahrzehnte hinweg, in der die Luft im Sommer vor Waldbränden kaum noch atembar ist und zunehmend die Tierarten verschwinden, deren Erhalt Garrett sich verschrieben hat. Zentral für die Handlung ist aber vor allem die Entwicklung der Freundschaftsbeziehung zwischen Garrett und Charlie, und auch CeCe, nach dem ultimativen Verrat. Leider konnte mich das Buch aber nicht so richtig fesseln, und so haben sich die mehr als 500 Seiten ganz schön gezogen, da es etliche Längen gab. Die Szenerie von Montana, in der auch die Serie Yellowstone spielt, bietet gutes Material für überzeugende Naturbeschreibungen, die der Geschichte einen besonderen Flair verleiht. Jedoch konnten mich die menschlichen Protagonisten wenig erreichen. Den gesamten Roman über blieben mir vor allem CeCes Beweggründe und Emotionen fremd und wenig nachvollziehbar. Garrett selbst bleibt die ganze Zeit über unnahbar, aber wenigstens authentisch. Umso weniger nachvollziehbar ist CeCes alles verändernde Entscheidung. Auch Ceces ständige Unzufriedenheit mit dem Leben im ländlichen Amerika war nicht dazu geeignet, positive Gefühle zu ihr aufzubauen.

Ich hatte mir von dem Buch viel versprochen, von dem leider nicht alles erfüllt wurde. Auch wenn mir die Naturbeschreibungen und naturbezogenen Szenen gut gefallen haben, konnte mich die Gesamthandlung nicht wirklich packen, und die Figuren sind mir allesamt fremd geblieben. Noch dazu war die Handlung zwischenzeitlich zäh, sodass das Leseerlebnis insgesamt eher gemischt war. Man könnte sagen, dass hier durchaus die großen Probleme Amerikas thematisiert wurden, sie bilden aber eher die Kulisse für diese Dreiecksbeziehung, in der mir alle weitestgehend unsympathisch geblieben sind.