Familiendrama mit Schwächen

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honeymilky Avatar

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Ich weiß nicht, was ich von diesem Buch halten soll! Ist es ein Klimawandel-Roman? Eine (oder mehrere) tragisch(e) Liebesgeschichte(n) (romantisch, platonisch, väterlich usw.)? Ein Familiendrama? Ein Loblied auf die Natur (insbesondere den „Traumstaat“ Montana) oder das Skifahren oder den Vielfraß oder ...? Ich schätze, es ist all das oder zumindest der Versuch dessen. Und das könnte genau das Problem sein!
Man vergibt ja nicht nur Sterne für das Buch insgesamt, sondern bewertet auch die Charaktere, die Recherche, das Setting und den Schreibstil. Der Schreibstil dieses Buches gefällt mir besonders gut. Fünf Sterne für den Schreibstil und auch für das Setting. Montana mit seiner Berglandschaft wird wirklich eindrucksvoll beschrieben. Der Klimawandel und Naturkatastrophen bilden das Grundthema, was zum Setting passt. Die (drohende und dann einsetzende) Umweltkatastrophe macht einem beim Lesen richtig Angst und ein beklemmendes Gefühl.
Die Geschichte umfasst das Leben der Hauptprotagonisten von ihrer Kindheit bis in ihre letzten Lebensjahre und beleuchtet die Turbulenzen, die jede Familie in irgendeiner Form erlebt. Es kann zwar beim Lesen manchmal etwas schwierig sein, chronologisch zu folgen, aber ich mag diesen Aspekt des Buches. In nur wenigen Absätzen hatte man plötzlich locker zehn Jahre übersprungen. Allerdings wurden einige der interessantesten Teile dieser Geschichte einfach nur kurz erwähnt, was ich extrem bedauerlich fand.
Mein größtes Problem mit dem Buch sind die Motivationen der Protagonisten. Ich habe kein Problem mit moralisch fragwürdigen Charakteren, ich finde sie sogar oft interessanter. Aber auf über 400 Seiten sind alle die meiste Zeit unglücklich, was irgendwie deprimierend ist. Es ist zudem ein sehr seltsames Szenario, das Feind-zu-Liebe-Thema zu verwenden, bei dem der Übergang von Feinden zu Liebenden etwa eine Woche dauert. Meine mit Abstand liebste Figur ist Lana. Ceces Tochter hat eine tolle Einstellung, ist sehr loyal und hat wirklich die besten Zeilen des Buches.
Als ich etwa 25 % des Buches gelesen hatte, dachte ich, es wäre eine Fünf-Sterne-Lektüre. Mit der Zeit verstand ich die Charaktere und ihre Beweggründe für ihr Handeln aber immer weniger und es wurde alles irgendwie langatmig und zäh.

Es ist eine stark geschriebene Geschichte und wenn man jahrzehntelange Familiendramen mag, insbesondere solche, die in Montana spielen, wird man dieses Buch wahrscheinlich lieben.