Jane Gardem zeigte auch in ihrem ersten Roman schon ihr Talent

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Jessica Vye ist eine 12 jährige Schülerin aus einem englischen Badeort. Es ist mitten im 2. Weltkrieg und eine Gasmaske müssen die Schülerinnen immer mit sich führen. Gleichzeitig verbringen sie die Nächte oft im Luftschutzbunker und tagsüber gibt es nur einen engen Aktionsradius, da man im Falle von Luftangriffen immer wissen muss, wo man vermisste Menschen suchen soll.

Aber trotz Krieg geht das Leben weiter. Jessica muss zur Schule, muss mit den (etwas unkonventionellen) Lebensumständen ihrer Eltern zurecht kommen, sich über ihren kleinen Bruder ärgern, sich mit ihren Klassenkameradinnen verstehen und sich überhaupt im Leben zurecht finden. Und den Übergang von der Kindheit in die Jugend schaffen.
Und da Jessica sehr gewitzt, intelligent und scharfsinnig ist - und außerdem sehr ehrlich - eckt sie öfter an. Sie ist so gar nicht das brave Mädchen, was sie zu dieser Zeit eigentlich sein sollte. Und so bekommt sie so manchen Verweis in der Schule. Aber es gibt auch Menschen und Lehrer in ihrem Leben, die ihre Begabungen erkennen und sie fördern.

Dieses Buch über eine unkonventionelle Heldin war das Debüt von Jane Gardem. Erscheint aber jetzt erst auf Deutsch. Übersetzt von Isabell Bogdan ("Der Pfau") die den Stil von Jane Gardem wunderbar ins Deutsche übertragen konnte. Diesen speziellen britischen Humor, diese Lakonie, dieses leicht Freche, dieses anscheinend so leichte Erzählen - das jedoch auch die ganze Tragik eines Lebens zeigen kann.

Nachdem ich die Trilogie "Ein untadeliger Mann", "Eine treue Frau" und "Letzte Freunde" mit Begeisterung gelesen habe, wollte ich unbedingt lesen, wie Jane Gardem am Anfang ihrer Schriftstellerkarriere geschrieben hat. Und ich muss sagen: Es war schon alles da, was Jane Gardem so besonders macht. Wenn natürlich auch in der Trilogie mehr Inhalt enthalten ist.

Ich bin sehr froh, dass der Schriftstellerin spät (aber besser als nie) auch in Deutschland inzwischen die Aufmerksamkeit gewidmet wird, die sie verdient.