witzig und ironisch, etwas wenig Tiefgang

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tanja.s Avatar

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Dieser Coming-of-age Roman wurde schon 1971 veröffentlicht wurde, aber erst spät ins Deutsche übersetzt wurde (2018), nachdem Jane Gardam, die Autorin, es hierzulande mit ihrem Werk zu einiger Berühmtheit gebracht hat.
Protagonistin dieses Romans ist Jessica, die in dem kleinen Küstendorf, in dem sie lebt, so einige Probleme hat, dazuzugehören. Sie hat kaum Freunde in der Schule („Ich bin nicht besonders beliebt. Manche mögen mich sogar ausdrücklich nicht. Also, um es ehrlich zu sagen, ziemlich viele Leute können mich absolut nicht leiden.“ S.16) weil sie etwas speziell ist und sich viele Gedanken macht, die ihre Mitschülerinnen nicht nachvollziehen können. Dass sie die Angewohnheit hat, immer und überall die Wahrheit zu sagen – und auch alles, was ihr so durch den Kopf schießt - hilft ihrer Beliebtheit auch nicht. Jessica selber scheint das mal mehr und mal weniger zu stören, hat sie doch eigentlich sowieso besseres zu tun: Sie möchte Schriftstellerin werden.
Der Roman ist aus der Sicht von Jessica selber erzählt, was dazu führt, dass es irgendwie keinen richtigen roten Faden in der Geschichte gibt. Die Ereignisse werden etwas willkürlich aneinandergehängt und der Erzählstil ist, ganz klischeehaft für ein junges Mädchen, recht flatterhaft. Die Beschreibungen und Beobachtungen der Lebenswelt, der Mitmenschen und der Probleme mit dem Heranwachsen sind aber sehr bildlich und eindrücklich beschrieben. Jessica ist eine ganz besondere Protagonistin, weil ihr Blick auf die Welt zwar einerseits noch kindlich-naiv ist, andererseits durch einen hintergründigen Witz besticht, der ihr so manche Torheit verzeihen lässt. Am besten hat mir gefallen, wie der Alltag des Krieges in die Geschichte miteingeflossen ist. Er war nie alles beherrschendes Thema, sondern immer unterschwellig da (die Kinder singen Abzählreime über Hitler, Jessica muss überall ihre Gasmaske mitschleppen ect.). Jessica selbst mochte ich als Protagonistin eigentlich ganz gern, manchmal ist sie allerdings ein wenig zu besserwisserisch und vorlaut um wirklich sympathisch zu sein. Alles in allem ein Roman, der viel Spaß macht beim Lesen aber wohl wenig „Nachhall“ bei mir haben wird.