Gute Startposition mit verpasster Chance

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baffany Avatar

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Während des Lesen der Leseprobe konnte ich nichts von einem einfühlsamen oder klugen Roman, wie er beworben wird, entdecken. Mein Eindruck geht in eine andere Richtung. Möglich wäre es, dass ich die Intention des Autoren nicht verstanden habe.
Thorsten Pilz startet seinen Roman mit einem Opener, der viel Potential birgt. Dennoch wird die Chance in meinen Augen vertan. Es ist nicht das Thema sondern seine Art zu (be-)schreiben. Ich bin berührt allerdings negativ. Sterben gehört selbstverständlich zum Leben dazu! Damit ist der Start mit einer Todesszene vollkommen i.O., um ins Leben zu starten. Was gibt es für einen besseren Augenblick, um über sein Leben neu zu denken?! Für Menschen, die diese Situation bereits erlebt haben, könnte es aus meiner Sicht zu platt oder empathielos vom Beobachter (!) berichtet werden. Die Protagonistin ist, wie sie für den weiteren Verlauf benötigt wird. Platt u.a. wegen der Reaktion der Ärztin. Die Ärztin wird sehr fachlich orientiert oder emotionskalt dargestellt. Nicht mal ein Arzt würde sich so benehmen. Selbst bei geringer personellen Besetzung wird ein Auge auf die Verfassung des Hinterbliebenen gerichtet. Es gibt Fürsorge gerade in so einem Fall und zur aktuellen Zeit. Im Krankenhaus wird ein Seelsorger oder andere Begleitung angeboten. Der Roman beginnt somit so unrealistisch, dass ich da aus dem Lesefluss mit meinen Gedanken katapultiert werde. Dass die Familie in der der Vater gerade verstorben ist, kühl miteinander umgeht, darum wird es im Roman u.a. gehen. Die singenden Radfahrerinnen scheinen die Situation hingegen zu erfassen und respektvoller zu agieren? Mir ist es zu absurd. Drei weitere Frauen-Schiksale stehen noch an. Der Autor hätte mehrere Varianten für die Szene gehabt, die Welt ist bunt und Geschmäcker verschieden. Ein weiterer möglicher Weg hätte die Erinnerung sein können. Diese Perspektive der wahrgenommenen Situation würde m.E. zu der beschriebenen Witwe passen ohne die Story zu verändern. Auch das Ablehnen von Unterstützung wäre möglich gewesen. Bei der vom Autor gewählten Alternative verzichte ich mehr als die Leseprobe zu lesen. Der Roman überzeugt mich nicht. Die restliche Leseprobe konnte an meinem Eindruck nichts mehr verändern.
Das Cover passt für mich sehr gut zum Titel. Der Klappentext hatte mich neugierig auf den Roman gemacht.