Leben nach dem Tod

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justm. Avatar

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Auf mehreren Spaziergängen habe ich mir Torsten Pilz' Roman "Weite Sicht" vorlesen lassen. Eine hervorragende Tessa Mittelstaedt machte dies zu einem Erlebnis.

Ganz sicher hat die wirklich gute Buchvorlage aber auch nicht geschadet:
Pilz schaffte es in leisen, unaufgeregten Tönen von einer Personengruppe zu erzählen, die, wenn mir auch eher fern - so wie hier - viel zu selten Protagonisten in Romanen sind: Mitte 60, bis über 70-jährige. Auch wenn das Alter hier ab und an erwähnt wurde, war es nie vorherrschendes Thema. Der Tod ist zwar im Grunde Ausgangspunkt der Geschichte, aber es ging eher um Verrat, Glaube, Liebe, Mut, Furcht, das Suchen und Finden von sich selbst und noch so viel mehr.

Dabei stehen vier Frauen im Mittelpunkt, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Und die alle ihr eigenes Päckchen zu tragen haben. Erst nach und nach erschließen sich den Leser*innen bzw. Hörer*innen die Zusammenhänge und die ganze Geschichte der Vier. Dabei ist gerade der Verrat bereits zu Beginn zwar zu erahnen, schlägt aber dennoch ein.

Ganz allgemein schaffte es der Autor alle möglichen Gefühle in mir zu wecken: vom schmunzeln bis hin zu Tränen war alles dabei, als er mich mühelos ins Leben der Vier, vor allem aber in das von Charlotte und Bente zog. Deren Geschichte war einerseits überraschend und gleichzeitig doch schicksalhaft vorherbestimmt - vor allem aber wunderschön.

Wenn mir eines nach dem Hören klargeworden ist, dann daß es nie zu spät ist: Für einen Neuanfang, für die Liebe, vor allem aber um zu sich selbst zu stehen.