Vier Frauen am Scheideweg

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lisbethsalander Avatar

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An "Weite Sicht" von Thorsten Pilz hatte ich eigentlich keinerlei Erwartungen. Irgendwie ist es mir vor die Füße gefallen, und ich habe es verschlungen - ein großartiges Debüt! Im Mittelpunkt stehen vier Frauen, alle in fortgeschrittenem Alter, es verbindet sie, dass sie kürzlich Schicksalsschläge hinnehmen musste, quasi gerade mehr oder weniger an einem Scheideweg ihres Lebens stehen und sich neu sortieren. Charlotte, die nach 50jähriger Ehe ihren Mann verloren hat, Gesine, die von ihrem Mann geschlagen wird, Sabine, die ihre Wohnung verloren hat und Bente, die extra aus Dänemark anreist, eine Jugendfreundin Charlottes. Alle stranden in Charlottes Haus, die nun ausreichend Platz hat, nachdem sie Witwe geworden ist. Alle haben ihr Päckchen zu tragen, und wir als Leser lernen sie nach und nach kennen. Wie sie sich einander annähern, aufeinander achtgeben, sich für das letzte Lebensdrittel neu orientieren wollen, fand ich spannend zu verfolgen. Vielleicht gerade weil Thorsten Pilz es auf so eine leise unaufgeregte Art und Weise erzählt. Dass ein Mann derart einfühlsam über das Innenleben von Frauen schreibt, war für mich großes Kino und wirklich bewundernswert. Sein Schreibstil hat mich sehr fasziniert, ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Bereits jetzt freue ich mich auf etwas Neues aus der Feder des Autors, worauf wir hoffentlich nicht zu lange warten müssen. An dieser Stelle gibt es von mir erstmal die volle Punktzahl und eine absolute Leseempfehlung!