Bind ein blaues Band um unser'n Birkenbaum...

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Nun gut, im Buch ist das Band gelb - wie es sich im Original gehört. Und das Original ist das Beste - das weiß nicht nur Tom, der Musiker und Dauerverlobte der Hauptperson Jule, sondern zum Schluss des Romans auch Jule selbst.

Zum Inhalt: Jule, dauerverlobt mit einem liebenswerten Chaoten, bekommt eine Mitgliedschaft in einem Onlineportal geschenkt, surft nach kurzem Entsetzen über diese Liebesgabe ihrer besten Freundin umso entschlossener durch die virtuelle Welt und trifft dadurch ihre Schülerliebe wieder. Dieser Mann entpuppt sich als wahrer Traum: Reich, kultiviert, ordentlich, großzügig, an Jule interessiert und solo. Glücklicherweise endet das Buch nicht an dieser Stelle, sondern lässt den Alltag auf Wolke 7 einkehren mit den kleinen und großen Bosheiten, die dieser mit sich bringt: Die Entscheidung, die zwischen den beiden Männern getroffen werden muss und die natürlich nicht ohne Probleme gefällt werden kann, Kratzer im Bild von Mister Perfekt, Eifersucht und Langeweile. Dazu eine Entfremdung von Freunden und Familie und der Spaß, der dadurch verloren geht. Jule macht es sich und ihrer Umgebung nicht leicht, bis alle Klippen umschifft sind.

Zum Cover: Mein erster Eindruck war sehr schlecht. Süßes, spielendes Kätzchen auf blauem Grund - ganz ehrlich, ich befürchtete ein genauso klebriges Inneres, wurde aber zum Glück schon auf den ersten Seiten vom Gegenteil überzeugt.

Mein Eindruck: Dieses Buch ist das perfekte Soufflé - lockerleicht, ein wenig süß, aber nicht zu sehr und nicht lange im Magen liegend. Mir hat es wunderbar gefallen - kein allzu großer Tiefgang, aber nicht komplett seicht und mit echten, lebensnahen Figuren. Mit der Beschreibung ihrer Akteure hat sich Katja Reuter sehr viel Mühe gegeben. Nicht nur Jule, Tom und Erik agieren glaubwürdig, sondern auch die Nebendarsteller wie Tina, Jules Chefchen, Jules Familie, Ömchen, Mandy und der große Freundes- bzw. Bekanntenkreis. Jede Situation wirkt echt, egal ob "gemütliches" Beisammensein mit potenziellen Kunden oder Familienfeier mit Kuchenschlacht. Vor allem diese Teile, wenn sich Erik immer mehr entpuppt und Jule ins Nachdenken kommt, ob ihr ein schöner Teller ohne Inhalt lieber ist als ein Pappgeschirr mit leckerer Auflage, sind meisterhaft gestaltet.

Fazit: Eine absolute Empfehlung für jeden, der sich amüsieren will, ohne große Literatur zu erwarten.