Bewegendes Familienporträt

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In "Wellenflug" erzählt die Autorin die Lebensgeschichte zweier Frauen, nämlich von Anna Reichenheim und deren Schwiegertochter Marie. Eingebettet sind diese beiden zunächst unabhängig voneinander erzählten Lebensläufe in die große Geschichte der wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie Reichenheim aus Berlin, die sich vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erstreckt. Der Leser erfährt viel über das Leben und die gesellschaftlichen Gegebenheiten in dieser Zeitspanne. Der Schreibstil der Autorin war für mich anfangs gewöhnungsbedürftig, ich fand nicht sofort in die Geschichte der Anna Reichenheim hinein. Das gab sich aber doch relativ schnell und das Buch entwickelte sich zum regelrechten Pageturner, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die Figuren sind auf sehr einfühlsame Weise beschrieben, es fiel mir nicht schwer, mir von allen ein lebhaftes Bild zu machen. Auch wenn die beiden Frauen unterschiedlicher nicht sein konnten, so konnte ich doch das Handeln beider in ihrer individuellen Situation jederzeit nachvollziehen und mit ihnen fühlen. Besonders interessant war für mich auch der historische Hintergrund, der sich von den Anfängen der Industrialisierung in Deutschland/Europa bis hin zum 3. Reich und der Nachkriegszeit erstreckt. Daneben noch der kleine Exkurs zum Leben europäischer Auswanderer in Nordamerika.
Alles in allem hat mir das Buch sehr gut gefallen, ich habe es, nachdem mich die Geschichte nach einigen Kapiteln gefangengenommen hatte, innerhalb kürzester Zeit bis zu Ende gelesen. Klare Leseempfehlung für alle, die große Familienepen mögen und sich für deutsche Geschichte des letzten und vorletzten Jahrhunderts interessieren.