Eigentlich interessante Geschichte

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griseldis2000 Avatar

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Ich finde den Grundgedanken zwei Frauen zu portraitieren, die aus zwei aufeinanderfolgenden Generationen stammen, aber nicht eine Blutlinie haben, sehr spannend. Denn miteinander zu tun haben sie natürlich schon. Anna ist die sehr unwillige Schwiegermutter von Marie und verleugnet die Frau ihres leichtlebigen Sohnes Heinrich lebenslang.
Anna, 1864 in Leipzig als Tochter eines Tuchhändlers hat als Kind noch ein wenig Kontur, ich kann ihren Charakter erahnen. Im Laufe ihres linear erzählten Lebens jedoch verliert sie jegliche Farbe und schon nach kurzer Zeit habe ich ihre Geschichte wieder vergessen. Einzig ihr Sohn Heinrich, ein Spieler und Frauenheld bleibt mir im Gedächtnis, weil er so lebenswild und unangepasst scheint.
Und um seine spätere Ehefrau, das Garderobenmädchen Marie, aus einfachsten Verhältnissen aus dem Berliner Umland in die große Stadt gekommen, um dem Hunger und der Armut zu entkommen, geht es im zweiten Teil. Marie erlebt genug für zwei Leben, geht sogar für eine Zeit nach Amerika und ist eine höchst patente Frau. Und dennoch. Es bewegt mich kaum, was ihr widerfährt, denn ich bekomme keinen emotionalen Zugang zu ihr. Seltsam blass wird auch sie geschildert und so verläuft die Geschichte, ohne dass sie mich etwas angeht.
Sehr, sehr schade. Hier wurde etwas gründlich verpasst: den Figuren Leben einzuhauchen.
Ansonsten gut recherchiert, ordentlich geschrieben.