Emotionale Familiengeschichte

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sally030 Avatar

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Ich bin absolut bewegt von dieser Geschichte. Constanze Neumann erzählt feinfühlig über mehr als ein Jahrhundert und zwei Weltkriege hinweg die Geschichte ihrer Familie. Im Vordergrund stehen die Lebensgeschichten der beiden Frauen Anna und Marie, in die das Buch auch unterteilt ist.

Im ersten Teil lernt man Anna als junges Mädchen kennen. Sie muss schon früh lernen, wie man mit Verantwortung und Schicksalsschlägen umzugehen hat. In einer hoch angesehenen Familie wird sie später Ehefrau und Mutter und sieht sich in der Aufgabe, das turbulente Familienleben mit den gesellschaftlichen Verpflichtungen zu vereinen. Man kann sich dabei die Berliner High Society früherer Zeit beim Lesen bildhaft im Kopf ausmalen. Doch die Schicksalsschläge bleiben.

Danach lernt man Anna kennen, die aus einer großen Familie in einer kleinen Stadt kommt und nach Berlin kam, um dort ihr Glück zu finden. Auch sie glaubt nach einigen Turbulenzen, ihr Glück gefunden zu haben, doch kämpft sie mit einem unerfüllten Kinderwunsch und dem ständigen Ärger ihres Mannes mit seiner Familie. Als sie viele Jahre später endlich über Umwege eine eigene kleine Familie hat, beginnt die schreckliche Zeit des Nationalsozialismus.

Das Buch thematisiert so vieles: zwei starke Frauen, die sich in einigen Punkten so sehr ähneln, es aber nicht schaffen, zueinander zu kommen. Den Umstand, nie anzukommen, nie richtig dazuzugehören. Was es bedeutet, eine Familie zu sein. Wie es sich anfühlt, wenn geliebte Menschen einen enttäuschen und die eigenen Vorstellungen mit der Realität nicht zusammenpassen. Den Umgang mit Verlust.

Zum Ende wurde es für mich sehr emotional und mir kamen die Tränen beim Lesen, was mir seit sehr langer Zeit nicht mehr passiert ist. Ich bin so bedrückt, beeindruckt und mitgenommen von dieser Familiengeschichte. Eine klare Leseempfehlung!