Enttäuschend

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justm. Avatar

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Angekündigt als Doppel-Porträt zweier verschiedener Frauen, befasst sich Autorin Constanze Neumann in „Wellenflug“ mit einem Teil der eigenen Familiengeschichte. Das an sich hätte durchaus spannend werden können, wenn nicht Fakt und Fiktion dermaßen miteinander verwoben worden wären, wie es hier leider der Fall ist:

In zwei Buch-Teile aufgeteilt, geht es zum Einen um Anna Eisner und zum Anderen um Marie Stahmann. Sicher beides durchaus interessante Frauen über die es sich lohnt zu schreiben, aber gerade im Teil, der die Geschichte von Anna erzählt, musste ich mich von Seite zu Seite immer mehr zurückhalten, um nicht noch einen und noch einen Namen zu googlen. Viel zu sehr hat es mich bereits nach den ersten paar Malen genervt, festzustellen, daß die Familienbande von denen hier geschrieben wurde, so gar nicht zusammenpassen.

Klar, die Autorin schreibt in ihrer Danksagung selbst, daß das Buch ein Roman ist, „dem reale Figuren und Ereignisse zugrunde liegen.“ Und, daß es „sich so, aber auch anders zugetragen haben“ kann, es ihr nicht darum ging, „die historischen Abläufe möglichst genau zu rekonstruieren“.
Aber, und die Frage muß erlaubt sein: Warum denn nicht? Wäre die Geschichte dann „langweiliger“ geworden?
Wohl kaum. Immerhin wurden die Lebensgeschichten beider Frauen im Grunde eh nur angerissen. Da wurde kaum etwas en detail erzählt. Immer wieder wurde in der Zeit „gesprungen“ bzw. Jahre übersprungen, ohne - zumindest in den meisten Fällen - den Leser / die Leserin wissen zu lassen in welchem Jahr man sich eigentlich gerade befindet.
Und vieles, was um die beiden Protagonistinnen passierte, definierte sich nun mal über ihre jeweiligen Familien. (In dem Zusammenhang wäre ein Stammbaum zu Beginn des Buches eventuell hilfreich gewesen, damit man im Wirrwarr der Namen ein bißchen besser den Überblick behält.) Warum also nicht bei den Fakten bleiben, wenn der eingewobene fiktive Teil dann leider nicht mal sonderlich spannend ist?!

Ich will die Leistung der Autorin nicht schmälern; die Geschichte an sich war sprachlich soweit ganz gut erzählt. Aber eben nicht wirklich spannend.
Ich für meinen Teil konnte zudem weder zu Anna, noch zu Marie einen positiven Draht finden.
Beide blieben eher eindimensional, beinahe unsympathisch und ihre Entscheidungen (gerade was Marie angeht) ließen mich ein ums andere Mal den Kopf schütteln.
Dazu die bereits oben erwähnte Tatsache, daß ich das Vermischen von Fakt und Fiktion hier für unnötig, wenn nicht sogar unangebracht, halte, und zurück bleibt eine enttäuschte Leserin.