Interessant aber mit Defiziten

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katercarlo Avatar

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Das Buch zeigt ein authentisches Portrait vergangener Zeiten. Durch die Augen starker, ganz eigener und eigenwilliger Frauen erzählt die Autorin von der Gesellschaft, dem Leben und Herausforderungen des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts.
Mir gefällt der Schreibstil, der trotz historischem Inhalt modern wirkt und sich angenehm und schnell lesen lässt. Noch besser gefallen mir jedoch die Protagonistinnen. Sie begehren gleichermaßen gegen die Sitten der Zeit auf und fügen sich darin ein. Als Leser kann ich mit ihnen mitfühlen ohne immer einer Meinung mit den Frauen seien zu müssen. Das finde ich interessant.
Man bekommt ein Gefühl für den Wandel der Zeiten – von streng geregelten Leben Ende des neunzehnten Jahrhunderts über die zwanziger Jahre in Berlin bis hin zu den schweren Zeiten des zweiten Weltkriegs. Gleichzeitig zieht sich die Familiengeschichte als Konstante durch die Erzählung. Sie verbindet Vergangenheit mit Gegenwart und zeigt so noch einmal auf exemplarische, eindrückliche Art welchen Einfluss eine Generation auf die ihr folgenden hat. Das wird in diesem Buch sehr gut dargestellt.
Was mir weniger gut gefällt ist der fehlende Spannungsbogen. Ich habe das Gefühl das Buch möchte aus jedem Zeitabschnitt möglichst viel erzählen und springt so von Thema zu Thema ohne sich wirklich auf etwas zu konzentrieren. Dadurch fällt es mir schwer mich konkret auf eine Situation einzulassen und ich fühle mich gleichzeitig durch die Handlung getrieben und auf die Wartebank gesetzt. Ich glaube, es hätte dem Buch besser getan über weniger Jahre zu erzählen und dafür mehr in die Tiefe zu gehen.
Damit war das Buch für mich ein netter historischer Roman mit interessanten Protagonistinnen, der jedoch in der Handlung einige Defizite hat.