Zwei Frauen - zwei Geschichten - eine Familie

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Constanze Neumann beschreibt in ihrem Roman "Wellenflug" ein Familienportrait und erzählt dieses anhand der Geschichten von Anna und Marie.

Zunächst lernen wir Anna kennen, die 1864 als Kind einer gutbürgerlichen jüdischen Familie geboren wird. Wir erleben einige Phasen ihrer Kindheit und Jugend und erfahren letztlich, wie sie mit Heinrich, einem Sohn, der sich nicht standesgemäß verhält, bricht.
Im zweiten Teil des Buches begleiten wir dann Marie, Heinrichs Frau und erhalten Einblicke in ihr Leben und das der Familie ihres Mannes.

Durch den Blickwinkel zweier starker Frauen schildert uns die Autorin ein Jahrhundert geprägt durch Konventionen, Umbrüche und Entwicklungen und zeigt uns jüdisches Leben in Berlin, Leipzig und den USA. Interessant dabei ist, dass Neumann einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte fiktional aufarbeitet. Dies tut sie sprachlich präzise und ausdruckstark. Leider ermüdete mich ihr Schreibstil nach dem ersten Teil des Buches, da er oft sehr berichthaft und nüchtern wirkte.
Das Buch erinnert an eine Perlenkette, viele Ereignisse reihen sich aneinander, bis die gesamte Familienchronik erzählt ist. Einen Spannungsbogen habe ich schmerzlich vermisst und auch wenn die Figuren realistisch und nachvollziehbar beschrieben wurden, fehlte mir doch der Zugang zu ihnen.

Letztendlich ist "Wellenflug" ein historischer Roman, der interessante Aspekte der Zeitgeschichte zu bieten hat, der mich aber leider nicht vollends fesseln und für sich begeistern konnte. Durch die Kurzweiligkeit des Romans sei er dennoch genreinteressierten Lesern empfohlen.