Zwei Frauenschicksale

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Zwei starke Frauen beschreibt Constanze Neumann in ihrem Roman, in dem sie geschickt ihre eigene Familiengeschichte mit Fiktion verbindet.
Da ist zunächst die Geschichte von Anna, erzählt zwischen 1864 und 1905. Geboren in einer großbürgerlichen jüdischen Familie erfüllt sie ihre Pflicht, heiratet standesgemäß und bekommt 5 Kinder, an die sie große Ansprüche stellt. Ausgerechnet ihr ältester Sohn Heinrich jedoch geht eigene Wege, kümmert sich nicht um Konventionen und heiratet die aus einfachen Verhältnissen stammende Marie.
Der zweite Teil handelt von der Schwiegertochter Marie, erzählt ihren Lebensweg von einer einfachen Garderobenhilfe zur Ehefrau von Heinrich, das Auf und Ab ihrer Ehe und der Beginn des 2. Weltkrieges in Deutschland.
Beide Frauenleben sind Beispiele ihrer Zeit: für Anna zählt vor allem, selber eine gute Partei gemacht zu haben und ihre Kinder so gut wie möglich zu verheiraten. Der in ihren Augen missratene Sohn Heinrich passt nicht in ihr Weltbild, beschädigt den guten Ruf und wird mitsamt der ungeliebten Schwiegertochter verstoßen. Darunter leidet Marie zeitlebens, sie bemüht sich sehr um ihren Mann und dessen Familie, ist jedoch gegenüber dem Standesdünkel der Schwiegermutter machtlos.
Beide Frauenschicksale lesen sich spannend und authentisch, beschreiben zugleich ein Sittengemälde ihrer Zeit.
Cover und Titel des Buches sind sehr gut gewählt und passen hervorragend zum Inhalt. Der Schreibstil von Constanze Neumann ist angenehm zu lesen, ein Familienstammbaum auf den ersten Seiten wäre eine angenehme Ergänzung gewesen.
Ein sehr empfehlenswerter Roman über zwei starke Frauen, deren Leben zwar gänzlich unterschiedlichen sind, deren Lebenswege aber schicksalhaft miteinander verknüpft sind.