Die dramatische Geschichte eines Kindes zwischen zwei Müttern

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magdas_buecherwelt Avatar

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Das Cover und der Klappentext haben mich direkt für das Buch eingenommen. Es ist ein gelungener Debütroman, der mir jedoch weniger als erwartet gefallen hat.
Der Roman wird aus drei Perspektiven erzählt und spielt auf drei Handlungsebenen.
1945: Margit ist als junges Mädchen per Schiff auf der Flucht aus Ostpreußen. Eine verzweifelte Mitpassagierin will mit ihrem Baby in die Fluten springen, in letzter Sekunde entreißt Margit ihr das Baby. Sie kümmert sich hingebungsvoll um den Jungen und nennt ihn Horst. Als ihr Vater nach dem Krieg heimkehrt, setzt er durch, dass Horst in ein Waisenhaus muss. Margit besucht Horst dort regelmäßig, als Erwachsene leitet sie das Heim und liebt Horst wie einen Bruder.
1970, ehemalige DDR: Oda und ihr Freund Jürgen versuchen über die Ostsee in den Westen zu schwimmen, ihr Fluchtversuch scheitert, Oda kommt ins Gefängnis, sie weiß nicht, ob Jürgen die Flucht gelungen ist. Im Gefängnis stellt sie fest, dass sie schwanger ist.
Gegenwart: Jan lebt getrennt von seiner Frau Gesa und dem 5jährigen Sohn Conny, er leidet noch immer unter dem Verlust seiner Mutter, die 30 Jahre zuvor verschwunden ist, zum Vater hat er den Kontakt abgebrochen. Als die Überreste einer Frau gefunden werden, die seine Mutter sein könnte, muss er zurück in seine Heimat auf Rügen. Sein Vater ist schwer krank, er wird ins Krankenhaus eingeliefert. Jan sieht, wie verwahrlost das Haus ist, in dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hat.
Der Schreibstil ist teils abgehackt mit kurzen Sätzen und teils hochemotional, insbesondere in den Passagen, in denen es um Oda und Margit geht, die Schwangerschaft, das Leben im Gefängnis, die Zeit nach der Entbindung, Odas Suche nach ihrem Kind, Margits Liebe zu ihrem Sohn. Weniger gut gefallen hat mir der Erzählstrang um Jan und seine Familie. Jans Reaktionen und Handlungen waren für mich nicht nachvollziehbar und teilweise grausam, Gesa fand ich emotionslos und unnahbar.
Es wäre besser gewesen, die Kapitel nicht nur mit Namen zu überschreiben, sondern auch mit Datums- und Ortsangaben. Da die Kapitel nicht chronologisch angeordnet sind, und es viele Rückblenden gibt, wusste ich immer erst nach einigen Passagen, in welchem Zeitraum und wo sich die Personen gerade befinden. Die Aufklärung des Mordfalls hat mich sehr überrascht, ich hätte sie mir aber anders gewünscht. Den Roman empfehle ich vor allem Leser*Innen, die sich für die Geschichte der DDR interessieren.