Schöne (?) neue Welt

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leseliese Avatar

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Das schlichte Cover und der Klappentext machen neugierig auf eine Reise in die Zukunft. Schon im Prolog wird klar, dass es auch hier nicht ohne Probleme geht. Die Protagonistin lebt in einer Welt, in der es nur noch eine Weltregierung gibt, so dass Kriege überflüssig sind und es eigentlich wirklich eine "Welt des Friedens" sein müsste. Leider spielt aber auch in dieser Welt der Faktor Mensch mit, und der ist auch hier sehr gerne auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Alle haben implantierte Chips, über die das gesamte Leben abgewickelt wird. Abgerechnet wird in Werteinheiten, die, von der Regierung festgelegt, nach Art und sozialem Wert des Jobs aufgeladen und für Einkäufe und erhaltene Leistungen wieder reduziert werden. Natürlich haben hier Regierungsmitglieder einen enorm hohen Wert, und allein die Heirat mit einem Regierungsmitglied befördert einen sozial völlig abgeschlagenen Bürger in ungeahnte Wertigkeit. Es handelt sich allerdings um vermeintlich sozialen Wert, der moralische Wert der Person steht meistens in krassem Gegensatz dazu. Durch die Chips ist der Mensch gleichzeitig völlig kontrollierbar, weil alles damit bezahlt wird. Wenn der "Wert" des Menschen aufgebraucht ist oder er dem System in die Quere kommt, wird er mittels Gehirnwäsche recycelt und als willenloser Diener des Systems eingesetzt oder eingeschläfert.
In lockerem, gut lesbaren Schreibstil erlebt man die Protagnistin Amalia, die mit ihrer wegen Krankheit und anfallender Kosten "geringwertigen" Mutter zusammenlebt und versucht, ohne großes Aufsehen mit mehreren Tätigkeiten (wegen der Zeitverschiebung) auf verschiedenen Kontinenten beide über Wasser zu halten. Durch Zufall entdeckt sie ihren Vater, der nicht verstorben ist
sondern recycelt wurde und trifft auf einen Mann, der zur Liebe ihres Lebens wird. Als die Mutter "wertlos" wird, versuchen die beiden alles, um durch eine neue Identität das Einschläfern zu verhindern. Hilfe erhalten sie meistens von Menschen, die selbst "niedrig bewertet" sind und es ergeben sich ständig neue Verwicklungen und Probleme. Amelia muss schließlich eine fatale Entscheidung treffen.
Da es sich um den ersten Teil der Triloge handelt, ist klar, dass der Schluss irgendwo mitten in der Handlung sein muss. Mir persönlich hätte er besser in einer anderen Situation gefallen, ohne dass der Spannungsbogen gelitten hätte. Egal, ich hab das Buch gerne gelesen und freue mich auf Teil 2.