Spannende Idee, aber nicht ganz ausgereift

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michele.raduenz Avatar

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Das schlichte Cover an sich verrät nicht zu viel und passt mit der Taube zum Titel, ist also durchaus gelungen.
Die junge Amalia Thomson schlägt sich in einer grausamen Zukunftswelt durch, die Frieden propagiert, dabei versucht sie ihre todkranke Mutter irgendwie zu retten.
Das Thema einer zukünftigen Welt, in der es anstatt Geld nur sozialen Wert gibt, ist gut umgesetzt. Man merkt auch, dass die Autorin wirklich fundiertes Wissen zum Beispiel im Bereich der Chemie hat, was auch relevant für die Story ist. Gleichzeitig finden immer sehr viele Dinge nacheinander statt, die man beim Lesen nicht direkt so einordnen kann.
Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und dadurch verständnisvoll, obwohl zu lange aneinandergereihte Sätze hin und wieder den Lesefluss stören.
Die Grausamkeit der Regierung ist durch die Geschichte der kranken Mutter vorteilhaft aufgezeigt, so wirkt das Buch auch ein wenig parabolisch zu heute.
Die Protagonistin Amalia hat mit einer fehlenden Brust eine einzigartigere Hintergrundgeschichte als so manch andere Hauptperson, bleibt aber sonst klischeehaft. Zum Beispiel ist sie unnatürlich schön, aber sieht es selbst nicht ein. Die Wege wie sie versucht ihre Mutter zu retten, die eigentlich keinen Lebenswillen mehr hat, wirken nahezu verzweifelt und unnötig. Irgendwann regt es beim Lesen nur noch auf, weil man da sitzt und denkt ,,Meine Güte, lass sie gehen". Sie wirkt desillusioniert und versteht ihre Entscheidungen nicht, so selbstlos und gleichzeitig egoistisch kann niemand sein.
So wirken auch die Handlungsstränge manchmal deplatziert oder willkürlich beziehungsweise erscheinen als würden sie aus dem Nichts kommen.
Auch die anderen Charaktere wie der Freund Erik oder die beste Freundin sind wirklich klischeehaft geschrieben, wobei der arrogante, reiche, aber gut aussehende Bösewicht mit verständlichen Obsessionen dem Berg an Klischees noch die Spitze aufsetzt.
Mir gefällt die Idee an sich, dass es einen sozialen Wert gibt, der über Leben und Tod in der Zukunft entscheidet, nur hätte man sicherlich die Story noch anders verpacken können. Besonders zum Ende hin fand ich das Buch und die Handlung eher enttäuschend und lau, obwohl ich anfangs sichtlich begeistert war. Trotz allem werde ich Teil 2 im Herbst lesen, weil ich glaube, dass die Geschichte und auch die Autorin Potenzial haben. Die Idee ist eindrucksvoll.