Spatial turn meets "Clash of Civilizations"

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andreas_m Avatar

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Dass Herfried Münkler ein kluger und kritischer Beobachter und Analytiker gegenwärtiger politischer Zustände ist muss nicht mehr eigens betont werden. es ist aber schon überraschend, dass nun auch er auf den Zug der "Geopolitik" aufspringt und diese als neuen Erwartungshorizont ("Raumrevolution") ausmacht - bzw. es für eine ausgemachte Illusion hält, die Epoche des geopolitischen Denkens hätte jemals geendet. Der spatial turn sei kein neues Konzept, vielmehr hätten wir uns nach dem Ende des II. Weltkrieges nur daran gewöhnt, solche Konzepte für uns enden zu lassen, während sie in anderen Teilen der Welt, etwa den ehemaligen Kolonien, sehr wohl weiter wirksam gewesen wären. Die Überraschung über die expliziten Ambitionen Russlands oder Chinas müssten daher eher der Ahnungslosigkeit der USA oder Europas zuzuschreiben sein. Ziel gesamteuropäischen Denkens müsse es daher werden, neben anderen auch zum geopolitischen Akteur zu werden, anstatt dieses Denken rundheraus abzulehnen - spatial turn meets Huntingtons "Clash of Civilizations"! Ein spannender, theoriegesättigter und dennoch lesbarer Großessay mit zahlreichen historischen Reminiszenzen!