Zwischen Vertrauen und Zweifel

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„Wem du traust“ von Petra Johann ist ein solider Krimi, der mich durchaus gefesselt hat. Die Grundidee klingt zunächst vertraut: Eva führt mit Mann Daniel und ihrem Sohn ein scheinbar perfektes Familienleben. Doch dann verschwindet die 15-jährige Sofia, die Tochter ihrer besten Freundin, und der blutbefleckte Pullover, den man findet, bringt alles ins Wanken.

Was mir gut gefallen hat, ist Johanns ruhiger Erzählstil. Sie verzichtet auf übertriebene Dramatik, erlaubt sich stattdessen ein feines Konstrukt aus unterschwelliger Spannung und psychologischem Gespür. Die Szenen zwischen Eva und Daniel sind angenehm zurückhaltend, fast leise aber gerade das macht sie glaubhaft, menschlich. Man spürt, wie Eva zwischen Vertrauen und leiser Zweifel zerrieben wird.

Die Figurenzeichnung wirkt realistisch. Eva ist keine Superheldin, sondern eine ganz normale Mutter, die versucht, im Chaos ihrer Gefühle klarzukommen. Daniel bleibt lange ein Rätsel – war er zur richtigen Zeit am richtigen Ort oder steckt mehr dahinter? Das lässt einen tatsächlich über Loyalität und Intuition nachdenken.

Insgesamt ist es ein gut gelungener, angenehm unaufgeregter Kriminalroman. Wer Spannung und stimmige Charaktere schätzt, wird seine Freude haben. Für mich sehr lesenswert, insbesondere für Fans psychologisch geprägter Krimis.