Mystischer Start

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missdejavu Avatar

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Wen der Rabe ruft, der neue Roman von Maggie Stiefvater, handelt von der jugendlichen Protagonistin Blue und dem Jungen Gansey, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten.
Blue wird als die Tochter einer Wahrsagerfamilie beschrieben, die scheinbar nicht nur auf gut Glück ein paar Tarotkarten auf den Boden wirft, sondern mit gruselig-faszinierender Richtigkeit in die Zukunft der Menschen blicken kann. Doch obwohl Blue selbst von der Gabe der Voraussicht ausgenommen ist, so hat sie dennoch eine Verbindung zum Übernatürlichen - nämlich die seltene Gabe das mystische Sehen in Anderen zu verstärken und wie eine Art Draht zwischen der Welt der Geister und der der Menschen zu fungieren. Laut einer Prophezeiung weiß Blue seit ihrem sechsten Lebensjahr, dass sie ihre Liebe einmal durch einen Kuss töten wird, was der Grund für ihren Schwur ist, sich niemals zu verlieben.
Im Kontrast zu der, aus ärmlichen Verhältnissen stammenden, Blue steht der ebenfalls jugendliche Gansey. Er ist nicht nur reich, sondern geht auch noch in genau die Schule, deren Besucher Blue überhaupt nicht leiden kann.
Das Einzige was die beiden Protagonisten zu Beginn gemeinsam haben, ist das Übernatürliche, wobei die Ursache für den Bezug zum Mystischen bei Gansey noch nicht direkt klar wird. Beide treffen sich in gewisser Weise das erste Mal auf einem Friedhof am Markus-Tag, dem Zeitpunkt, wenn Blues Familie Kontakt zu den Seelen der Menschen sucht, die in den nächsten Monaten sterben werden. Eigentlich kann Blue selbst die Geister derer nicht sehen, doch in dieser Nacht geschieht eine Ausnahme, was nur zwei Mögliche Ursachen haben kann - entweder ist sie die wahre Liebe der Person oder sie ist für ihren Tod verantwortlich.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt verspricht der Roman einen spannenden Plot mit sicherlich einigen dramatischen Wendungen. Der Leser wird mit der anscheinend unvermeidbaren Tatsache konfrontiert, dass Gansey letztendlich sterben wird, was allerdings keineswegs die Spannung nimmt, sondern neugierig macht, auf den Verlauf der Geschichte.

Der Schreibstil der Autorin ist abwechslungsreich und anschaulich, zum Teil auch mit einem leichten Sarkasmus, den die Charaktere mit einbringen, gespickt. Vor allem die Beschreibungen der Handlung sind detailreich, aber dennoch in einem Maß gehalten, das nicht übermäßig gestreckt und langatmig wirkt, sondern der Geschichte eine große Lebendigkeit verleiht.

Auch das Cover, welches in Grün gehalten und stark auf die Natur bezogen ist, gefällt mir sehr gut und spiegelt den mystischen Inhalt des Buches wieder.
Trotz geringer inhaltlicher Schwächen, die hoffentlich im weiteren Verlauf der Geschichte noch geklärt werde, verspricht Maggie Stiefvater bereits auf den ersten 30 Seiten einen durchaus gelungenen Roman.